Das System Berformance – Undercover

28. September 2023, Kevin Brühlmann
Montage: Robin Kohler

Verschwörungs­theorien, absurde Renditeversprechen und Gründer, die in betrügerische Firmen involviert waren: Willkommen in der VIP-Lounge von Berformance, dem neuen Hauptsponsor des FC Schaffhausen.

Dr. H. C. Baron von Liechtenstein-Kastelkorn schwenkt etwas nach links, und sein Mund nähert sich meinem Ohr.

«Hast du schon mal Lamborghini Werbung machen sehen?», ruft er. Es dröhnt in meinen Ohren. Wir stehen in einer VIP-Lounge im Stadion des FC Schaffhausen. Eben haben die Fans des FC Sion einen Böller im Gästesektor gezündet, und jetzt brüllen sie ihren Klub mit der Kraft von hundert wildgewordenen Elefanten nach vorne.

«Nada!», ruft der Baron. «Die haben das nicht nötig. Auch Berformance braucht uns nur, damit wir den Namen nach aussen tragen.»

Der Baron sei so fest Teil der Berformance World, sagt eine Frau, die mit uns in der VIP-Lounge sitzt, dass er sich schon längst das Logo von Berformance hätte tätowieren müssen. «Ja!», sagt der Baron euphorisch und haut sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

Der Baron von Liechtenstein-Kastelkorn steckt sich eine Zigarette an und erzählt von Renditen bei Berformance, die du dir nur erträumen kannst, jeden Monat, und dann ist das Bier im Kühlschrank der VIP-Lounge alle, der FC Sion schiesst ein Tor, niemand sieht hin, wir starren auf das Telefon des Barons, und auf dem Bildschirm leuchten die neusten grossen Versprechen von Berformance auf.

Chemtrails über dem Fussballclub

Im Juli 2023 gab der FC Schaffhausen bekannt, ein Unternehmen namens Berformance als neuen Hauptsponsor gewonnen zu haben. «Wir freuen uns, einen dynamischen und zukunftsorientierten Partner an unserer Seite zu haben», sagte Klubpräsident Roland Klein. Das Sponsoring läuft über drei Jahre. So lange heisst das Stadion «Berformance Arena». Jedes Jahr soll der FCS einen sechsstelligen Betrag erhalten.

Die Website von Berformance macht misstrauisch: Für 249 Euro kann man sich einen Zugriff auf eine «World» sichern, zu einer «lebenslangen Community». Da gibt es das Stichwort «Bitcoin» und anderswo «Hochleistungscomputer».

Aber was hier wirklich vorgeht, erfährt man auf der Website nicht. Was macht Berformance? Was ist ihr Geschäftsmodell?

Ich rufe den Titanen an (er war früher Fussballtorwart, und irgendwie erinnert er an Oliver Kahn). Auf Facebook teilte der Titan Inhalte von Berformance. So war ich auf ihn aufmerksam geworden. Er teilte auch Fotos von blauen Himmeln mit weissen Kondensstreifen, die Flugzeuge hinterlassen. In der Überzeugung, irgendjemand vergifte uns die ganze Zeit mit «diesen scheiss Chemtrails», mit fein zerstäubten Chemikalien, sie hätten zugegeben, dass sie uns besprühen.

Ich sage ihm, dass ich mich für Berformance interessiere. «Wenn du Lust hast, zu investieren», sagt der Titan, «dann ist das ne super Sache. Überhaupt kein Schneeballsystem.» Wir vereinbaren ein Treffen.

Goldgräberstimmung um Baese

Kurz nach dem Einstieg beim FC Schaffhausen schaltete Berformance eine neue Website auf. Und damit verschwand ein Name: Andreas Baese, ein bärtiger Mann um die fünfzig, der gern bunt gemusterte Hemden trägt. Baese ist Gründer von Berformance.

Früher arbeitete Andreas Baese als Geschäftsführer von Blue Pegasus, einem Unternehmen, das mit günstigen Autos lockte. Dafür musste man eine Kaution zahlen. Blue Pegasus versprach, die Kaution gewinnbringend anzulegen, womit die Autos bezahlt werden sollten. Die meisten Autos wurden nie geliefert. Laut einem Gericht betrog Blue Pegasus Kundinnen und Kunden um 2,6 Millionen Euro. Der Staatsanwalt kritisierte «die besondere Rücksichtslosigkeit der Geschäftemacherei um jeden Preis». Drei Vertreter der Firma wurden 2011 wegen «gewerbsmässigen schweren Betrugs» verurteilt. Die Namen der Verurteilten sind nicht öffentlich bekannt.

In einem mittlerweile gelöschten Video auf Youtube sagte Baese sinngemäss, der Richter habe ihm mitgeteilt, er solle etwas Gescheites arbeiten gehen. Für einige Zeit verkaufte Baese Spielzeugautos. Dann wechselte Andreas Baese zu einem Unternehmen namens Bitclub Network.

Das Geschäftsmodell von Bitlcub sah vor, Leute dazu zu bringen, in angebliche Hochleistungscomputer zu investieren. Diese Rechner würden Kryptowährungen schürfen, behaupteten die Betreiber. Innert 1000 Tagen würde sich das investierte Geld verdoppeln. Und es gab noch mehr Geld, wenn man weitere Investoren anwarb, und noch mehr Geld, wenn diese Investoren noch mehr anwarben. Und so weiter. Zu einem Journalisten der Zeit sagte ein Beteiligter: «Es als Goldgräberstimmung zu bezeichnen, wäre eher untertrieben. Es war Euphorie pur.»

Bitclub brach 2019 zusammen. Die US-amerikanische Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen die Köpfe von Bitclub. Ihnen wird vorgeworfen, Tausende mit unrealistisch hohen Gewinnversprechungen mittels «unregistrierten Wertpapiergeschäften» in die Irre geführt zu haben. Den Investoren seien gefälschte Hochleistungscomputer vorgegaukelt worden. Bitclub soll so 722 Millionen US-Dollar eingesammelt haben. Einer der Bitclub-Betreiber hat inzwischen zugegeben, Investoren betrogen zu haben. Ein Gerichtsurteil steht noch aus.

Als es für die Bitclub-Verantwortlichen ungemütlich wurde, gründete Andreas Baese Berformance. Laut eigenen Angaben stieg er vor Kurzem aus. Doch über die Website von Berformance gelange ich in die Partnerkartei der Firma – durch einen sehr einfachen Trick, der in etwa so funktioniert wie das Knacken eines Zahlenschlosses durch ein bisschen Herumproben. Überraschung: Baese ist noch immer als Nummer eins eingetragen.

Der Titan verspricht

In einem Restaurant in der Schaffhauser Altstadt treffe ich den Titanen. Er trinkt ein alkoholfreies Weizenbier und sagt, ohne dass er überhaupt irgendetwas von mir wissen will, wenn ich jetzt bei Berformance investiere, verdreifache sich mein Geld in den nächsten drei Jahren.

Der Titan ist Mitte fünfzig. Jahrelang verkaufte er Autos. Jetzt arbeitet er gerade auf dem Bau. Durch seine Frau kam er zu Berformance. Sie wiederum fand über eine Kollegin im Büro dazu. Vor einigen Wochen hat die Frau des Titans ihren Job gekündigt. Sie machte sich selbständig als Partnerin bei Berformance, liess sich die Pensionskasse auszahlen lassen und investierte 100’000 Franken in Berformance.

Jeden Monat, sagt der Titan, erhalte seine Frau einen Betrag in der Kryptowährung Bitcoin auf ein Konto ausbezahlt. Sie lebe jetzt davon.

Das Stadion des FCS in Herblingen heisst seit dieser Saison «Berformance Arena». Foto: Robin Kohler

Der Titan gibt mir ein dreiseitiges Dokument. Einen Vertrag über eine Investition von 20’000 Euro. Sollte ich unterschreiben, wird mir ein festgelegter monatlicher Gewinn versprochen, ausbezahlt in Bitcoins. Nach drei Jahren soll ich 60’000 Euro haben.

Eine mächtige Rendite. Aber worin wird das Geld investiert?

«Hochleistungscomputer», erwidert er. «Jetzt sind wir gerade in Norwegen. Dort bauen wir eine Anlage mit unserem Partner. Für 100 Millionen und mehr. Unterirdisch. Das wird mit Wasser gekühlt, nachhaltig. Da weiss keiner, wo die ist. Da kannst du auch nicht einfach so reinspazieren. Die ist bewacht. Aus Sicherheitsgründen.»

Mit dem Geld, das man investiert, finanziert man den Bau solcher Anlagen?

Der Titan nickt. «Die machen das und verkaufen die Anlage nachher weiter an die Filmbranche und die ganzen anderen Unternehmen.»

Warum an die Filmbranche?

«Avatar – die Filme heute brauchen so viel Kapazität. Das ist Wahnsinn.»

Der Titan nimmt einen Schluck Bier.

«Du sagst, okay, du hast jetzt investiert, und das läuft», fährt er fort. «Aber du kennst auch Leute, die das gerne machen, die du eventuell dazu bringen könntest, auch zu investieren. Dann könnte ich dich einschreiben bei der Berformance.»

Der Titan macht eine Pause. Dann wird er sehr ernst. «Wir nehmen nicht jeden. Wir schauen schon hin.»

Und je grösser das Netzwerk ist, desto grösser ist der Betrag, den du bekommst?

«Genau. Das ist dann schon Network-Marketing. Die Vanessa, unter der meine Frau und ich sind, ist jetzt so gross, sie ist im März ausgewandert nach Mexiko. Sie macht alles nur noch über Computer. Sie hat jetzt ungefähr zwischen 7000 und 8000 Franken im Monat. Sie hat vielleicht 15 Leute unter sich. Und die haben auch schon Leute unter sich.»

«Weisst du, was geil ist?», fragt der Titan nach einer Weile. «Wenn du dir das aufbaust, dann hast du das Team, das für dich arbeitet. Und dein eigenes Geld arbeitet ja auch.»

Wir müssten nichts überstürzen, sagt der Titan zum Abschied. Wir könnten uns schön in die VIP-Lounge der Berformance im Stadion des FC Schaffhausen setzen, etwas essen und trinken, ein Spiel schauen und die Details des Vertrags besprechen; das ganze Unterschreibungsprozedere würde nur 45 Minuten dauern.

Später schickt er mir noch einige Dokumente, interne Broschüren der Firma und Investitionsverträge.

Der Geldspeicher füllt sich

Man kann also Geld investieren, mit versprochener Rendite, und man kann ein Team aufbauen, das wiederum Geld einbringt. So viel habe ich verstanden. Aber worin wird das Geld investiert? Ich studiere die Unterlagen, auf der Suche nach Informationen über die geheime Computeranlage in Norwegen. Aber da ist nichts zu finden.

Die Frage bleibt also: Was macht Berformance? Woher kommen die Gewinne? Bis vor Kurzem gab Berformance an, das eingesammelte Geld werde in Hardware wie Automaten investiert, wo Kryptowährungen gegen Geld getauscht werden können. Investoren würden Mieterträge aus diesen Automaten erhalten. Und zwar so hohe, wie sie auch der Titan verspricht: innert dreier Jahre würde sich das investierte Geld verdreifachen.

Als Partner gab Berformance eine Firma namens Walledo an, die Kryptoautomaten besitzt. Als ich bei Walledo nachschaue, finde ich genau drei Stück in Italien.

Aus drei Kryptoautomaten sollen sich traumhafte Renditen ergeben?

Auch Mastercard ist unter Partnerfirmen aufgeführt. Doch eine Mediensprecherin sagt, es bestehe keine Kooperation. «Dementsprechend werden wir Berformance auffordern, Mastercard nicht weiter als Partner aufzuführen.»

Berformance erwähnte auch das Unternehmen Kurant. Kurant besitzt tatsächlich rund 100 Bitcoin-Automaten in Deutschland. Doch der Geschäftsführer von Kurant schreibt per Mail, Berformance habe die Marke Kurant widerrechtlich verwendet. Er sei gegen die Nennung seiner Firma vorgegangen. Tatsächlich wurde der Verweis auf Kurant gelöscht.

Das war im Sommer 2022. Danach schien Berformance die Strategie zu ändern, weg von Kryptowährungen. Jetzt, behauptet das Unternehmen, werde in Hochleistungscomputer investiert. Offenbar sind damit Anlagen wie der geheime Betrieb in Norwegen gemeint, den der Titan erwähnt hat.

Ich schaue mir den Vertrag an, den der Titan mir gegeben hat. In drei Jahren, so wird suggeriert, werden aus 20’000 Euro rund 60’000. Ganz egal, was auf den Märkten so passiert.

Der Vertrag läuft über das Unternehmen Suxxess One mit Sitz in Österreich. Suxxess One ist eng mit Berformance verknüpft, personell und über weitere Firmen. Überhaupt gibt es um Berformance ein dschungelmässiges Firmendickicht.

Das Geld, das man über den Vertrag von Berformance investiert, fliesst also zu Suxxess One.

Im österreichischen Firmenregister ist nachzulesen, dass Suxxess anscheinend als eine Art Geldspeicher von Berformance dient. Offenbar schaufeln mehr und mehr Leute ihr Erspartes hinein, und der Geldspeicher füllt sich. 2018 betrug das Vermögen 131’000 Euro. 2020 waren es 10,8 Millionen Euro und 2021 bereits 22,7 Millionen Euro.

Anzahl Angestellte bei Suxxess One laut Firmenregister: null. Ich bin fasziniert. Null Angestellte und eine fantastische Rendite mit geheimen Computeranlagen.

Als Daniela Mauchle und Lucien Jucker den Vertrag anschauen, stutzen sie. Sie arbeiten als Juristin und Jurist bei der Stiftung für Konsumentenschutz. «Die ‹Angebotskalkulation› [im Vertrag] erachten wir in mehrfacher Hinsicht als äusserst zweifelhaft und problematisch», sagen sie. «Die Kalkulation ist intransparent, und es werden absolut unrealistische Renditeerwartungen geweckt. Der Teufel steckt in den ‹wichtigen Hinweisen›, dem Kleingedruckten: Das gesamte Risiko wird auf den Kunden abgewälzt. Wer sich auf einen solchen Vertrag einlässt, geht ein erhebliches Risiko ein. Es besteht die Gefahr, dass die Investition ohne Ertrag bleibt und das investierte Geld verloren ist. Betroffenen Personen raten wir, die involvierten Unternehmen der Bankenaufsicht Finma und der Polizei zu melden.»

Der 9-Millionen-Euro-Baron

An einem Freitag im September sucht AZ-Kollegin Klaus ihren Erbschmuck zusammen, ich entstaube meinen Anzug, und dann fahren wir zum Stadion des FC Schaffhausen in Herblingen. Der Titan erwartet uns schon. Der FCS spielt heute gegen den FC Sion.

Der Titan führt uns nach oben in den VIP-Bereich. Durch eine schwere Tür gelangen wir in die Berformance-Lounge, einen Raum mit kahlen Betonwänden und einer Fensterfront zum Spielfeld hin.

Die Frau des Titans begrüsst uns freundlich. Dann streckt uns ein Mann die Hand entgegen. Auf seiner Online-Visitenkarte nennt er sich Dr. H. C. Baron von Liechtenstein-Kastelkorn. Der Baron steht ziemlich weit oben in der Berformance-Hierarchie. Partner Nummer 45 von inzwischen 1022. Noch einige weitere Leute sitzen in der Lounge. Eine Frau trägt einen rosa Pullover mit der Aufschrift «Berformance Ladies».

Investitionsgespräche in der VIP-Loge der Berformance im FCS-Stadion. Foto: Robin Kohler

Nicht vor Ort ist Christian Lux, der CEO von Berformance. Die Leute hier nennen ihn nur den Christian. Christian Lux ist das Gesicht von Berformance. Auf Instagram dokumentiert er, wie er zwischen Deutschland, der Schweiz und Dubai umherfliegt, Businessclass. Er raucht Zigarren und kuschelt mit seinem Hund. Auf einem Bild posiert er neben Jörg Wittke, einem wichtigen Mann bei Bitclub. Offenbar besuchte er ihn (wenig später, wie früher erwähnt, erhob die US-Staatsanwaltschaft Anklage gegen Bitclub wegen Verdachts auf grossflächigen Betrug).

Eine nette Frau versorgt die Gäste in der Lounge mit Essen – Kürbissuppe, dann Pilzrahmsauce mit Poulet, Nudeln und grünen Bohnen. Der Titan leert seinen Teller in Höchstgeschwindigkeit. Das Essen des Barons wird kalt. Er ist in Fahrt gekommen. Seit viereinhalb Jahren ist er bei Berformance dabei, also praktisch seit der Gründung.

«Vor zwei, drei Jahren lachten meine Kollegen über mich», sagt der Baron. «Weisst du, die schönste Freude ist die Schadenfreude. Heute lache ich.» Er habe jetzt ungefähr 50 Leute unter sich. Alles in allem habe er so 9 Millionen Euro sammeln können. Im letzten Monat habe er 15’000 Euro verdient, im vorletzten 24’000, und im Monat davor 18’000 Euro.

Ab und an mischen sich die anderen ins Gespräch ein. Alle hier haben auch eigenes Geld investiert und sagen, sie hätten bisher jeden Monat das versprochene Geld erhalten. Die Frau des Titans überlegt sich, das Berformance-Logo aufs Auto zu drucken. Immer wieder diskutieren wir, wie das System von Berformance aufgebaut ist, wer wie viel Geld erhält, wenn man neue Leute anwirbt oder wenn Leute, die bereits angeworben wurden, weitere Leute anwerben und neue Investitionen an Land ziehen. Immer wieder korrigieren sie sich. Offenbar gibt es Unklarheiten beim Provisionssystem. Aber sie einigen sich darin, dass Berformance wie eine Familie sei, und Neid gebe es in dieser Familie überhaupt nicht.

Die Teller sind leer. Nur der Baron schaufelt sich noch einen Resten hinein. Die meisten holen sich ein Bier oder ein Glas Wein; das Spiel beginnt gleich.

«Das Wichtigste ist Vertrauen», sagt die Frau des Titans zu Kollegin Klaus. «Einfach mal investieren und Vertrauen aufbauen.»

«Man muss nicht alles verstehen. Es ist, wie wenn ich ein neues Auto kaufe», wirft der Baron ein. «Beim Motor muss ich nicht drauskommen. Mich interessiert nur, ob es läuft und ob der Preis stimmt.»

«JAAAA!», schreit der Titan. Der FCS hat gerade das 1:0 erzielt.

In der Halbzeitpause, beim Dessert, landen wir beim Thema Kryptowährungen.

«2025 geht der Bitcoin hoch», sagt die Frau des Titans. «Und zwar richtig. Also sie sagens.»
Wer das sage, fragt Kollegin Klaus.

Die, die sich extrem damit befassen würden, sagt sie. «Die obersten 10’000, die eigentlich die ganze Welt steuern mit ihrer Macht. Die einfach alles bestimmen. Die werden –» Sie stockt. «Wie es genau funktioniert, weiss ich nicht. Aber die werden auf Bitcoin umstellen. Die vorsichtigen Schätzungen gehen davon aus, dass der Bitcoin auf 120’000 Euro steigt. Die Mutigen sagen: 250’000 Euro.»

Wir haben noch eine Frage: Worin investieren wir eigentlich – in diese geheime Computeranlage in Norwegen?

Der Baron zückt sein Telefon und loggt sich in sein Office ein. Er zeigt uns einen Vertrag, den er gestern abgeschlossen hat. Eine Frau hat 10’000 Euro in eine Computeranlage investiert. Auf dem Dokument steht: «voraussichtlicher Standort: Norwegen», «Betreiber: folgt».

Ich frage: Warum sieht man nicht, wo genau die Anlage steht und wer sie betreibt?

«Das geben sie nicht bekannt, sonst würde es ja jeder machen», sagt der Baron. Er nennt nur einen Namen: Lefdal Mine Datacenter. Aber eben, da komme man nicht rein, und man wisse auch nicht, wo sich diese Mine befinde. Nur der Christian wisse das.

Und wenn dem Christian – Christian Lux – was passiere?, fragt Kollegin Klaus.

Der Baron und der Titan und die anderen in der Lounge schrecken hoch. Das sei natürlich alles abgesichert, Berformance sei ein professionell aufgestelltes Unternehmen.

Als wir spät am Abend nach Hause gehen, dröhnt unser Kopf von den vielen offenen Fragen.

Wir fassen zusammen: Berformance lockt mit hohen Renditen. Über Partnerfirmen mit «äusserst zweifelhaften Verträgen» (laut den Juristinnen von der Stiftung für Konsumentenschutz). Investiert wird offenbar in Rechenzentren mit Hochleistungscomputern (für Avatar zum Beispiel, wie der Titan sagte). Dort soll das grosse Geld erwirtschaftet werden. Und das einzige Rechenzentrum, dessen Namen genannt wurde, soll in Norwegen liegen, an einem streng geheimen Ort.

Norwegen weiss von nichts

Am nächsten Morgen schaffen wir es ohne Probleme, das Lefdal Mine Datacenter zu finden. Es existiert tatsächlich, und es gibt eine offizielle Adresse auf der Website. Untergebracht ist der Betrieb in einer stillgelegten Mine ganz im Westen Norwegens. Die Schächte sind mit Hochleistungscomputern vollgepackt, die gewaltige Rechenkapazitäten bereitstellen.

Als wir uns beim Lefdal-Datacenter nach Berformance (und der Partnerfirma Suxxess One) erkundigen, meldet sich der Verkaufsleiter. Normalerweise gebe man solche Informationen nicht weiter, schreibt er in einem E-Mail. «Ich kann bestätigen, dass wir in keiner Weise mit einem Unternehmen mit dem Namen Berformance oder Suxxess zusammenarbeiten.»

Mitarbeit: Xenia Klaus

*

Stellungnahme von Berformance

Die AZ schickte Berformance einen detaillierten Fragenkatalog. CEO Christian Lux antwortete in einer allgemeinen Stellungnahme: Berformance sei eine reine Vertriebsgesellschaft, «die Produkte anderer Unternehmen vermittelt und dafür Provisionen erhält». «Das ist ein übliches wirtschaftliches Prozedere und eine Art von Marketing.» Die Einzelfragen seien «wenig fundiert» und würden «auf nicht verifizierten Aussagen einzelner Personen beruhen».

Andreas Baese sei nicht mehr Teil der Firma. «Es ist nicht die Aufgabe von Berformance, ihre Vergangenheit zu beleuchten oder zu kommentieren.»

In Bezug auf Mastercard handle es sich nur um «eine indirekte Partnerschaft». Eine Unterlassungsklage der Firma Kurant sei ihrer Rechtsabteilung unbekannt. Und dass das Lefdal Mine Datacenter in Norwegen nichts von Berfor­mance oder Suxxess One wisse, «wundert uns nicht». Wie allen Kunden und Vertriebspartnern bekannt sei, «unterhalten unsere Produktpartner einen Vertrag mit dem Servicedienstleister i-HPC International, welcher den Vertrag mit Lefdal Mine unterhält.»