Wir haben uns aufgemacht, die Gastroangebote am Rhein zu testen. Prost!
Zur Methodik:
Getestet wurden sommerexklusive Verpflegungsmöglichkeiten direkt am Rhein zwischen Büsingen und Flurlingen. Gestestet wurde, indem die jeweilige Bedienung um einen Ess- und einen Trinktipp gebeten wurde.
Weitere Bestellungen wurden nach Lust und Laune der anwesenden Redaktionsmitgliedern getätigt und sind in die Bewertung miteingeflossen. Getestet wurde zwischen 12.30 und 19.30 Uhr, die ersten drei Buvetten wurden mit dem Weidling, die weiteren mit dem Fahrrad angefahren.
Kater Karla
Kater Karla ist für diese Saison als Zwischennutzung in die grossen Fussstapfen des Restaurants Paradies getreten. Wer diesen Mut hat, hat es verdient, als erstes getestet zu werden. Auf der Hinfahrt haben wir schon einen AZ-internen Generationenkonflikt um das beste Test-Konzept ausgetragen (gefundener Kompromiss siehe Box Methodik). Die erste Empfehlung des Hauses ist ein Melonen-Tofu-Salat. Das tönt nach Potenzial, weitere Kontroversen auszulösen und die Gräben noch zu vertiefen. Aber weit gefehlt, alle sind sich einig: Der Salat schafft eine angenehme Balance zwischen ingweriger Frische und meloniger Süsse, die kross angebratenen Tofu-Stücklein tun das Ihrige. Der dazu empfohlene Pet Nat – das steht für Pétillang Naturel, ein Schaumwein – passt perfekt und ergänzt das Geschmackserlebnis um ein gutes Mass an Säure. Laut einem Leserkommentar auf der Website der Schaffhauser Nachrichten sind übrigens auch die Pommes sehr knusprig und gut gewürzt. Das Ambiente ist kaum zu schlagen, das Plätzchen ist aufgeräumt lauschig, es hat Schatten, Sonne, einige Schaukelstühle, eine gigantische pinke Winkekatze. Ein Paradiesli eben. Wir finden: Was für eine würdige Zwischennutzung, und was für ein steiler Einstieg in die Testerei!
- Essen: 5/5
- Trinken: 4/5
- Ambiente: 5/5
Lido Büsingen
Als im Lido Büsingen vergangenes Jahr die Pächter wechselten, gab es Knatsch, das Alteingesessene prallte auf neue Ideen. Wir gehen trotzdem unvoreingenommen hin. Empfohlen wird uns die Lido Bowl mit Couscous, Salat und Hummus. Das Hummus ist ein Importgut, bezogen bei Sababa Food in Schaffhausen. Dort knausert man offensichtlich nicht mit dem Tahini, die Paste sprüht nur so von Sesamigkeit, es ist eine Gaumenfreude. Das Fladenbrot dazu ist fluffig. Ausserdem werden eigenmächtig Pommes bestellt. Der Chefredaktor findet es zwar unfair, sie in den Test einfliessen zu lassen und ausserdem verortet er einen Verstoss gegen das hart erdiskutiere Testsystem. Aber einmal gekostet, kann man es einfach nicht verschweigen: Die Büsinger Pommes sind ein Highlight. Dünn und perfekt knusprig, mit einem Gewürz, das schmeckt wie Marinade. Das ist im allerbesten Sinn gemeint. Der empfohlene Hibiskuseistee fällt im Vergleich etwas ab, er ist zu süss, zumindest für den heissen Sommertag. Wir wissen jetzt, in Büsingen kann man beides, das Neue und die Klassiker. Das passt auch zur Stimmung: Man scheint zum Schluss gekommen zu sein, dass es auf der grossen Badiwiese und unter dem Restaurantdach Platz für alle gibt.
- Essen: 5/5
- Trinken: 2/5
- Ambiente: 4/5
Lunas Crêpes
Unser Standardsätzli, dass wir bittesehr eine Empfehlung brauchen, ist jetzt definitiv sauber einstudiert, und die Möglichkeit, Wunschbestellungen hinzuzufügen, ist etabliert. Empfohlen wird im Lunas Crêpes sodann «Heissi Liebi» mit Krokant und Aprikosen-Kompott. Ausserdem kommen die Crêpes mit Ziegenkäse und Spinat sowie der Klassiker mit Zucker und Zitrone auf den hübschen Bistrotisch. Alle drei sind sehr wohlgefüllt mit Zutaten. Während Knausrigkeit bei der Füllung natürlich eine grosse Sünde ist, hat man es hier übertan: eine gute Crêpe lebt von der magischen französischen Spezialität, die Deftigkeit in leicht-luftigem Gewand daherkommen zu lassen. Und hier ist zu wenig der leichten Luftigkeit. Dafür zu viel Füllung, und der Teig ist etwas zu dick. Sehr gut schmeckt dafür die dazu empfohlene Pampelmuse-Limo.
Die Ausstattung im Lunas ist zwar etwas generisch, aber auch unstreitbar gemütlich. Die Tische stehen direkt am Fluss, und – wir sind dafür zwar zu früh dran – Peter Neukomm hat im Interview mit dem Schaffhauser Bock verraten, dass das Lunas ein hervorragender Sonnenuntergangs-Spot ist. Und Sonnenuntergang und Heissi Liebi waren schliesslich schon immer eine tolle Kombination.
- Essen: 3/5
- Trinken: 3/5
- Ambiente: 5/5
Lindli Kafi
Entstanden aus einer Corona-Sonderbewilligung, ist das Lindli Kafi auch nach der Pandemie eine gute Adresse für all jene, denen es für einen langen Weg flussauf- oder abwärts zu heiss ist. Als Essen wird uns die Greek-Inca-Bowl in der Vegi-Version empfohlen. Das ist eigentlich ein griechischer Salat, einfach mit untergemischtem Quinoa. Natürlich kann die Bedienung nicht wissen, dass wir knappe zwei Stunden davor schon eine sehr gute Bowl hatten und entsprechend mit hohen Ansprüchen kommen. Der Feta ist hier besser als in der Büsinger Badi, sonst aber verliert die Bowl am Lindli im Vergleich. Die Sauce ist recht einfallslos, viel mehr als Essig und Öl schmeckt man nicht. Als Drink wird uns der alkohlfreie Hugo empfohlen – es ist sowas wie ein Alleingang der Bedienung, auf der Karte findet sich die Empfehlung nicht. Es sei geraten, danach zu fragen. Die alkoholfreie Version ist von einem normalen Hugo kaum zu unterscheiden, nicht zu süss, eine angenehme, leichte Bitterkeit fliesst durchs Röhrli.
Beim Ambiente muss das Lindli Kafi Location-bedingte Abstriche hinnehmen, für die Strasse im Nacken kann die Betreiberschaft wirklich nichts. Umso freundlich-fröhlicher ist dafür die Bedienung.
- Essen: 2/5
- Trinken: 5/5
- Ambiente: 3/5
Rhykantine
Von manchen als der Inbegriff der Gentrifizierung verschrien und sogar schon dem Vorwurf der Umgehung des Volkswillens ausgesetzt, geben wir der Rhykantine trotzdem eine faire Chance. Unser Konzept stösst hier arg an seine Grenzen, die Rhykantine bietet mehrere Essensstände zur Auswahl. Eine leicht verzweifelte Konversation mit der Barbedienung später («Aber worauf habt ihr Lust?» – «Eine Empfehlung.» – «Eher Asiatisch oder Italienisch?» – Es folgt eine Liste mit allen Essensangeboten – «Bitte empfehlt uns einfach was.») wird uns die Pinsa Bruschetta ans Herz gelegt. Wir fläzen uns auf die Wellen-Holzschaukel mit dem empfohlenen Sarti Spritz. Laut dem Internet ist es die neue hippe Alternative zum Aperol Spritz, war ja klar, aber alle Verächtlichkeit gegenüber der Hipsterigkeit der Rhykantine nützt nichts: Der Drink schmeckt ganz hervorragend säuerlich fruchtig. Und man muss es auch den Schaukelteilern lassen: Sie sind bequem. Die Sicht auf den Rhein ist allerdings beeinträchtigt und alles wirkt etwas lieblos. Die Pinsa Bruschetta, die uns schliesslich serviert wird, ist etwas fade und krankt am umgekehrte Problem zum Lunas: Mit dem Belag hätte ruhig grosszügiger umgegangen werden können.
- Essen: 2/5
- Trinken: 5/5
- Ambiente: 2/5
Carcajou
Hier müssen wir erneut eine Abweichung von der Test-Methode beichten. Eigentlich hat man uns die Spezialität des Hauses empfohlen: den Mezzeteller. Nach fünf Teststationen müssen wir uns eingestehen, dass das ein unmögliches Unterfangen ist. Wir versprechen, ein anderes Mal für den Mezzeteller vorbeizukommen. Die Kellnerin äussert sich sehr verständnisvoll zum harten Los der Testenden und schwenkt auf den Falafel-Wrap um. Dazu empfiehlt sie einen Levante Spritz mit Apfel, Ingwer-Limo und Prosecco. Wir nehmen einen Schluck und notieren schon, dass er etwas wässrig ist, dann merken wir: unser Fehler, umrühren vergessen. Danach überzeugt er uns sehr. Die Wraps sind gut gewürzt und angenehm geschärft, mit der Mayo obendrauf hat man es etwas gar gut gemeint, aber dafür bringt der Salat mit seinen Granatapfelkernen die Leichtigkeit zurück. Das Ambiente können wir nicht abschliessend beurteilen, wir werden auf die Mauer vor dem Restaurant verwiesen – das Carcajou ist um 19.30 Uhr am Freitagabend voll. Aus der Distanz meinen wir trotzdem sagen zu können: Das Carcajou ist fast ein klein wenig schick – die Preise sind entsprechend – und mit dem Kiesplatz und den Bäumen rundherum fühlen wir uns an ein Grotto erinnert.
- Essen: 4/5
- Trinken: 5/5
- Ambiente: 5/5