Martin Vogel hat die Schaffhauser Kantonalbank zum Goldesel getrimmt, doch er gilt auch als egozentrischer Alleinherrscher. Jetzt bereitet der CEO seinen Abgang vor. Wie gross wird die Lücke?
Es gab eine Zeit, da verfluchte ich Martin Vogel, den CEO der Schaffhauser Kantonalbank.
Mein Nachbar, ein Kleinkrimineller, hatte mich bestohlen, er hatte die neue Bankkarte aus meinem Briefkasten gefischt, den neuen Code gleich mit, tausende von Franken hatte er ergaunert. Eine ziemlich langwierige Geschichte mit Drohungen, Betreibungen, kriminaltechnischen Ermittlungen und renitenten Versicherungen.
Jedenfalls wollte ich mein Geld zurück, doch niemand wollte es mir rückerstatten. Auch nicht meine Bank, die Schaffhauser Kantonalbank, die mir die Karte zugeschickt hatte. Ich schaltete den Bankenombudsmann ein, ich polterte mich ins Büro der Geschäftsleitung, und schliesslich wünschte ich diesen Vogel, den Kopf der KB, zum Teufel und schwor mir, dass ich mein verbleibendes Geld abziehen würde, aus Protest.
Natürlich habe ich schliesslich davon abgesehen. Es hätte nur Aufwand bedeutet, der Bank aber keinerlei Schaden zugefügt. Journalistenlöhne, Sie wissen schon… Der Zorn ist längst verflogen.
Ich erzähle diese Episode, weil sie vielleicht helfen kann, ein Phänomen zu erklären: Alle schnöden über Martin Vogel, dabei sind die meisten, die es tun, gar nicht mit ihm bekannt. Für die Recherche zu diesem Text habe ich mit vielen Menschen geredet – und je weiter sie weg sind vom KB-Chef, desto lauter und ungestümer ist ihre Kritik.
Als Bankdirektor ist es schwierig, gleichzeitig erfolgreich und beliebt zu sein. Die Ansprüche an eine Kantonalbank sind vielfältig, und wenn es um Geld geht, liegen die Nerven schnell blank: Vereine möchten Sponsorings, Privatkunden wollen gute Hypotheken und wenig Gebühren, der Kanton wünscht satte Ausschüttungen. Und wer unzufrieden ist, sucht die Schuld an der Misere ganz oben, beim Direktor.
Martin Vogel gilt als einer, der dem Erfolg alles unterordnet. Dafür trifft er auch unpopuläre Entscheidungen. Seit er die Schaffhauser Kantonalbank Anfang 2009 übernommen hat, sind die Sorgenfalten der Kundenberaterinnen tiefer geworden, ihr Spielraum für Sondertarife ist geschrumpft. Rationalisierung.
Doch kann das allein erklären, warum dem CEO ein eisiger Wind entgegenweht, obwohl er das Finanzinstitut in 13 Jahren zur profitabelsten Kantonalbank der Schweiz getrimmt hat?
Inside Paradeplatz, gewissermassen der Blick der Schweizer Finanzbranche, hat sich im vergangenen Halbjahr mit vier Artikeln geradezu auf Martin Vogel eingeschossen, mutmasslich wurde das Onlineportal von unzufriedenen KB-Insidern mit Informationen gefüttert. Erst vor wenigen Wochen titelte der schillernde Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig, der mit seinen Enthüllungen Topbanker wie Pierin Vincenz und Tidjane Thiam zu Fall gebracht hatte: «CEO der Schaffhauser KB regiert mit eiserner Faust». Hässig schrieb, Vogel sei in Schaffhausen ein Alleinherrscher, der sein Aufsichtsgremium, den Bankrat um den Präsidenten und FDP-Kronprinzen Florian Hotz, nach Belieben dominiere. Nun bereite er seine Pensionierung vor – und seine Nachfolge wolle er gleich eigenhändig installieren.
Ist Martin Vogel zu gross geworden für seine Bank?
Ein Leben am Jetset
An einem Freitagnachmittag empfängt der CEO im ersten Stock der Schaffhauser Kantonalbank. Seine Stimmung ist aufgeräumt, sein Büro geräumig. An den Wänden hängen zusammengewürfelte Gemälde, an Vogels Handgelenken Armbanduhren, links ein dicker Klunker, rechts eine Smartwatch, und auf seinem Gesicht beginnt ein Mienenspiel, mit dem er auch auf einer Theaterbühne eine gute Falle machen würde. Seine Sekretärin bringt Mineralwasser, doch Martin Vogel hat längst angefangen zu reden und macht nicht den Anschein, bald innehalten zu wollen. Journalistenfragen braucht er nicht. Die Rollen sind klar verteilt, das hier ist eine Audienz.
Was auffällt: Der Mann, den ich als Hünen abgespeichert hatte, ist gar nicht so gross.
Als man Vogel 2008 zur Schaffhauser Kantonalbank holen wollte, soll der damalige Bankratspräsident Rinaldo Riguzzi zu Vogel gesagt haben: «Jetzt sind Sie ein Herzog in einem Grossreich. Bei uns können Sie König sein.»
Bei der UBS, einem der weltgrössten Vermögensverwaltern mit zehntausenden Mitarbeitenden, war Vogel ein Shootingstar; mit nur 39 Jahren hatten sie ihn zum Kreditrisikochef ernannt, mit 44 war er Firmenkundenchef und verantwortete Bereiche wie die Rohstoff- und Flugzeugfinanzierung. Vogel hatte Büros in Lugano, Genf und Zürich, jettete unentwegt um die Welt, und an den Konferenzen und Symposien in Frankfurt oder Paris kannte man seinen Namen. Drei Jahre lang sei er keinen einzigen Abend zuhause in Frauenfeld gewesen, sagt er.
Schon damals, als Risikochef bei der UBS, scheute sich Vogel nicht vor unpopulären Entscheiden. Als die Bank unter seiner Ägide als erstes Schweizer Finanzinstitut das Rating einführte, um die Kreditwürdigkeit der Geschäftspartnerinnen besser einschätzen zu können, hätten Werbekunden und der Gewerbeverband ihn «gejagt», erinnert sich Vogel vergnügt. Ehemalige Mitarbeitende sagen, Vogel habe damals schon alles besser gewusst als die anderen.
Seinen Kumpels erzählte er 2008 beiläufig vom Angebot aus Schaffhausen, das er eigentlich bereits abgelehnt hatte. Er war damals 49 Jahre alt, und allein sein Bonus bei der UBS überstieg alles, was er in Schaffhausen verdienen könnte. Doch zu seinem Erstaunen sagten die Kumpels, er solle das Angebot aus der Provinz, das sich im Vergleich zum UBS-Jetset anhörte wie ein frühzeitiger Ruhestand, doch noch einmal prüfen. Der Job als KB-Chef sei doch wie gemacht für ihn, den Generalisten, der verschiedene Bereiche des Bankings kennt und vernetzt denken kann.
Und welcher Egozentriker will nicht König sein?
Vogel schlief ein paar Nächte darüber und liess sich vom damaligen Schaffhauser Regierungsrat Erhard Meister versichern, dass er «vollen Gestaltungsspielraum» bekomme. Wenig später fand seine Frau eine Eigentumswohnung am Sonnenhang von Stetten, wo Herr und Frau Vogel heute noch wohnen und auch wohnen bleiben wollen, wenn er sich pensionieren lässt. Der tiefe Steuerfuss habe bei der Wahl des Wohnsitzes keine Rolle gespielt.
Und wie Martin Vogel erzählt, wie er während des Lockdowns endlich mal Zeit gefunden habe, die Region zu erkunden, wie er einkaufen gegangen sei für seine Nachbarn, «Luxusshopping» im Chäs Marili, bei Daniele und Oceanis, wie er den Nachbarn auch gleich Fischrezepte mitgebracht habe, er, der passionierte Koch und Weinliebhaber (natürlich hat er mal einen Weinclub geleitet), bekommt man tatsächlich den Eindruck: Der Mann ist gern hier. Vielleicht stimmt es ja, wenn er sagt, er sei ein «bodenständiger Typ», vielleicht passt er ja im Grunde besser hierher als ins Haifischbecken UBS.
Oder spielt der Banker mit der wilden Mimik an diesem Freitagnachmittag bloss eine Rolle? In der Schule habe er mal den Josef gespielt, erzählt er ungefragt. Vogel ist Medienprofi, er weiss, dass man gut daran tut, einem Reporter auch einmal ein Zückerchen vorzuwerfen.
Zumindest für Schaffhausen sollte es sich als Coup erweisen, dass er den Job bei der KB annahm. Denn Vogel läutete bei der Staatsbank genau das ein, wofür er geholt wurde: einen Paradigmenwechsel.
Unter Vogel rollten die Köpfe
In der zweiten Hälfte der Nullerjahre, als die Welt auf die Finanzkrise zusteuerte, welche Milliardenlöcher in die Staatskassen reissen sollte, merkte man auch in Schaffhausen, dass sich in der Bankenbranche etwas bewegt. Gleichzeitig gab es erste Diskussionen um den automatischen Informationsaustausch, das Bankgeheimnis geriet unter Druck, und dem Schaffhauser Bankrat erschien die Kantonalbank nicht mehr agil genug aufgestellt zu sein für die unsichere Zukunft.
Die KB war damals eine eher gemächliche Provinzbank, die von Menschen aus der Region geleitet wurde, die auch deshalb zu ihren Posten kamen, weil sie die richtigen Leute kannten. Man liess sich gegenseitig leben und führte die Mitarbeitenden an der langen Leine.
Mit Martin Vogel wehte plötzlich ein Hauch von Grossbank durch die Hallen an der Vorstadt 53.
Der neue KB-Chef, der als UBS-Kadermann eben noch mitten im Visier US-amerikanischer Steuerfahnder stand, leitete in Schaffhausen gemäss eigenen Angaben umgehend eine «Weissgeldstrategie» ein. Man könnte auch sagen: Er war smart genug, frühzeitig Schadensbegrenzung zu betreiben. Ausländische Behörden warfen der Kantonalbank Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor. In den folgenden Jahren arrangierte der neue Direktor Deals mit den Steuerbehörden aus den USA und Deutschland und kam dabei mit vorauseilenden Strafzahlungen von 5,5 Millionen Franken im Vergleich mit anderen Schweizer Banken glimpflich davon.
Insgesamt steuerte Vogel die Bank in den vergangenen 13 Jahren souverän durch die Wogen der Weltwirtschaft. Grosse Skandale blieben der Kantonalbank erspart. Dafür steigerte er die Bilanzsumme von 4 auf 9 Milliarden Franken. Die Cost-Income-Ratio, welche die Effizienz des Unternehms beziffert, lag 2021 bei sensationellen 41,9 Prozent. Man muss das natürlich in Relation sehen, die Bank profitierte auch von der Konjunktur. Doch heute hat die Schaffhauser Kantonalbank mit 27,5 Prozent die höchste Eigenkapitalquote aller Schweizer Kantonalbanken. Und keine schüttet mehr Geld aus als die SHKB. Im Jahr 2021 waren es 40,2 Millionen Franken für den Kanton, ein neuer Rekord.
Mit derartigen Zahlen sitzt man als Direktor natürlich sicher im Sattel. Für gewisse Mitarbeitende jedoch bedeutete die Ankunft von Martin Vogel im Jahr 2008 eine Zäsur. Wer trotz seiner grosszügigen Bezüge ein beschauliches Leben führte, gerade mittlere und obere Kader, bekamen den neuen Chef schnell zu spüren. Seine Devise: Wenn jemand seinen Job nicht gut macht, geben wir seinen Lohn lieber jemand anderem. Die alte Garde, die sich auch mal ein Spesenexzesschen erlaubte, war bald nicht mehr bei der Bank. Es sei schon so, dass die Geschäftsleitung während seiner Amtszeit mehr als einmal ausgetauscht worden sei, sagt Vogel.
Die Kantonalbank hat mit ihren 300 Mitarbeitenden eine Grösse, die ein Direktor gerade noch so ganzheitlich überblicken kann. Und Martin Vogel tut genau das, er fuxt sich versessen in die verschiedensten Dossiers hinein, ein Patron alter Schule. Ein Mitarbeiter sagte gegenüber dem Branchenportal Finews anonym, jeder Entscheid und jede Ausgabe würde über Vogels Schreibtisch gehen, «ob Lohn, Bonus, Kugelschreiber oder Briefpapier». Laut Inside Paradeplatz ist er ein «Wirbelwind», der alles besser wisse. Kein Projekt, bei dem er den Finger nicht zielsicher auf den wunden Punkt legen würde, was umgekehrt ordentlich Stress verursache.
Selbst Leute, die nah an Martin Vogel dran sind und seine Arbeit schätzen, sagen, er sei «sehr, sehr, sehr selbstbewusst», was ja per se keine schlechte Eigenschaft ist für den CEO einer Bank. Doch Vogel wirke dabei mitunter überheblich und vermittle das Gefühl, er nehme sein Gegenüber nicht ernst, gerade wenn er das Gefühl habe, es könne ihm nicht das Wasser reichen.
Man könne sich sein Vertrauen mit guter Arbeit schon verdienen, aber nur gegen Widerstände. Werde man mit einer Idee in einem Team-Meeting vorstellig, ziehe Vogel zuerst meist darüber her und argumentiere scharf dagegen. Könne man die Idee gut verteidigen, schwenke er im Nachhinein manchmal darauf ein. «Als CEO müssen Sie kontroverse Diskussionen schüren, Vorstellungsvermögen ermöglichen», sagt er.
Vogel wildert auch im Umland
Man kann einen derartigen Führungsstil, der nicht gerade mithilft, den Machismo in der Bankenbranche auszumerzen, natürlich anprangern. Wenn Vogel vor der SP-Fraktion im Kantonsrat auftritt und zu einem seiner Monologe ansetzt, verdrehen die Genossinnen gern die Augen. Das Selbstverständnis des Bankdirektors dürften sie damit jedoch kaum erschüttern.
Vogel erzählt, wie er einmal einen internen Workshop zum Thema Mutterschaft geleitet habe. Später gab es dazu Blick-Schlagzeilen und eine Petition, weil die siebenköpfige, ausschliesslich männliche KB-Geschäftsleitung den Mutterschaftsurlaub um zwei Wochen gekürzt hatte. Heute spricht Vogel von einem «lustigen medialen Erlebnis» und erklärt, welche Vorzüge das «flexible Modell» habe, das damals eingeführt wurde. Während des Workshops habe er auch erfahren, dass es für frischgebackene Mütter ein Anliegen sei, in der Bank ein Zimmer zu haben, in das sie sich zurückziehen können. Da habe er natürlich gehandelt – «jetzt haben sie ihren abschliessbaren Stillraum». Im Leiten von Workshops, so Vogel, habe er schon so seine Fähigkeiten.
Aus linksliberaler Perspektive mag das vielleicht einigermassen absurd klingen, aber es lässt sich tatsächlich nicht von der Hand weisen, dass Vogel eine integrative Persönlichkeit ist – sobald ihn ein Thema wirklich interessiert. Er sitzt in diversen Verwaltungsräten, Vorständen, Stiftungsräten, Fachgremien und Serviceclubs. Dass es in Stetten wieder einen Dorfladen gibt, geht auf ihn und ein paar Kollegen zurück. Sie beschlossen, dass es einen Dorfladen braucht, schossen Geld ein, und Vogel machte einen «kleinen Businessplan». Heute läuft der Laden. Der Banker hängt das nicht an die grosse Glocke, redet aber gern darüber. In Lipperswil im Kanton Thurgau ist er Präsident eines schönen Golfclubs. Er sei da eingestiegen, als es Krach gegeben habe: «Ich musste übernehmen, um die Situation zu befrieden.» Heute ist der Club mit seinen 900 Mitgliedern im Begriff, die gesamte Anlage für 5 Millionen Franken zu kaufen.
Expansion ist Vogels Elixier. Bekannte sagen, der Jagdtrieb des Grossbankers sei nie erloschen, Vogel wolle den alten Kollegen der UBS beweisen, dass er es nach wie vor drauf habe.
Unter Vogel wurde das Kreditgeschäft der Schaffhauser Kantonalbank ausgebaut. «Wir dehnen räumlich manchmal ein wenig aus», sagt der CEO mit dem Lächeln eines Schlitzohrs, und meint damit, dass er ein «extrem gut vernetztes» Immobilien-Promotoren-Team zusammengestellt hat, das sich auch nicht scheut, ennet der Kantonsgrenzen zu wildern, namentlich im Thurgau und in Zürich. «Schaffhauser KB hat 100 Mio. offen bei Züri-Tycoon», titelte Inside Paradeplatz vor einem halben Jahr und schrieb, die SHKB finanziere Rendite-Objekte eines mächtigen Zürcher Real-Estate-Investors, der ein Strafverfahren wegen Nötigung und Einschüchterung am Hals habe. Damit würde Vogel ein Gentleman’s Agreement verletzen, welches besage, dass die Kantonalbanken nur auf ihrem Gebiet jagen dürfen. Blödsinn, entgegnet Vogel. So eine Abmachung bestehe seit vielen Jahren nicht mehr.
Wie er erzählt und die Falten über sein Gesicht tanzen, glaube ich, den Jagdtrieb zu spüren. Vielleicht hat sich Martin Vogel mit seinem Wechsel in die Schaffhauser Provinz auch ein Stück weit selber geschützt.
2018 streckte ihn dennoch ein Herzinfarkt nieder. Er habe Glück gehabt, es seien keine Herzfasern abgestorben, sagt er. Man habe ihm einen Stent eingesetzt, und die Sache habe schon ein paar Wochen an ihm genagt. Heute verbringe er zwei Abende pro Woche zuhause.
Zu besagter Zeit veröffentlichte die Schaffhauser AZ eine Recherche darüber, dass die Schaffhauser Kantonalbank ihr Archiv aus 130 Jahren durch den Schredder gejagt hatte. Die Geschichte schlug schweizweit Wellen und sorgte unter Historikerinnen für einen Aufschrei. Heute sagt Vogel, wenn er damals fit gewesen wäre, wäre die Sache medial nicht hochgekocht. Er betont, im Grunde habe man damals kein historisches Archiv vernichtet, sondern eines geschaffen, das hätte die AZ damals ziemlich «unsorgfältig» aufgeschrieben.
Der Infarkt scheint seine Grundfesten jedenfalls nicht erschüttert zu haben. Doch dass er an diesem Freitagnachmittag eigene Fehler einräumen würde, wäre auch verwunderlich gewesen.
Vielleicht steht die Episode aber auch für die Do-It-Yourself-Mentalität des Bankers. Statt Historiker oder Archivarinnen hinzuzuziehen, fühlte sich Vogel kompetent genug, die Archivsache eigenhändig zu regeln. Und so handhabt er es auch mit anderen Bereichen seiner Bank. Die KB hat eine eigene IT-Abteilung, sie wickelt den Zahlungsverkehr inhouse ab. Solche Dinge lagern andere Kantonalbanken dieser Grösse längst aus. Nicht aber ein Controlfreak wie Vogel.
Was aber geschieht, wenn einer wie er dann doch eines Tages das Steuer abgibt?
Ein Auslaufmodell?
2024 erreicht Martin Vogel das Pensionsalter. Doch erst kürzlich hat Beat Bachmann die Bank verlassen, seit 22 Jahren bei der Kantonalbank, elf Jahre in der Geschäftsleitung, zuletzt war er hinter Vogel die Nummer zwei, man dachte, er könnte der Kronprinz sein. Warum Bachmann ging? Darüber schweigt man sich aus.
Jedenfalls hat Vogel bereits nachgerüstet und drei externe Topshots in die Geschäftsleitung geholt, gemäss Inside Paradeplatz jedoch keiner mit CEO-Potenzial.
Was hat der Direktor vor?
Vogel lacht nur und lehnt sich in seinen Stuhl zurück. Mit seiner Nachfolge habe er nichts zu tun, diese obliege voll und ganz dem Bankrat.
Vielleicht ist er froh darüber. Einen zweiten wie ihn zu finden und nach Schaffhausen zu lotsen, einen Generalisten, der die Bank wie ein KMU führt, dürfte keine leichte Aufgabe sein.
Doch vielleicht ist ein König heute auch gar nicht mehr zeitgemäss.