Das World Wide Web bietet zu jeder Lösung das passende Problem. Stichwort Sandwichfrage.
Grosse Herausforderungen warten auf Sie.
Neue Serie: «Was tun?» Folge 2: Online-Tutorials.
Versammlungsverbot und Selbstisolation: Das kann schnell langweilig werden. Deshalb liefert die AZ jede Woche eine erprobte Idee, wie man sich beschäftigen kann, wenn fast alles verboten ist.
Folge 1: Burek backen
Folge 3: Hobbyastronomie
Folge 4: Eierfärben
Folge 5: Selbstschur
Folge 6: Ordnung nach Mari Kondo
Folge 7: Simplicissimus
Nicht ohne Grund bezeichnen Menschenrechtsorganisationen Einzelhaft als Folter. Soziale Deprivation ist nicht nur unangenehm, sondern auf Dauer auch höchst ungesund. Auch wenn sich die aktuelle Situation nicht mit Haftbedingungen vergleichen lässt, die Folgen unserer (dringend nötigen) Selbstisolation sind symptomatisch.
Um den Folgen der Deprivation entgegenzuwirken und das halb gelangweilt apathische, aber gleichzeitig nervös besorgte Quarantänevolk etwas aufzuheitern, sind sogenannte «Social-Media-Challenges» das Mittel der Wahl. Alain Berset machts vor: In den sozialen Medien fordert er unter dem Hashtag #soschützenwiruns Schweizer Promis wie Roger Federer oder Christa Rigozzi dazu auf, ein Video hochzuladen, in dem sie die Leute zum Zuhausebleiben und Händewaschen animieren sowie Zusammenhaltsparolen verkünden.
Die echten Herausforderungen
Alles schön und gut. Wenigstens werden so auch die abgeholt und eingebunden, welche die Fakten erst von König Roger selbst hören müssen, bevor sie den Experten Glauben schenken. Falls es die überhaupt gibt. Nur, eine echte «Challenge», im Sinne einer Herausforderung, ist das nicht, was Herr Berset da initiiert hat.
Die echten Herausforderungen in der Welt des Internets nennen sich nicht «Challenges», sondern «Tutorials». Beinahe für jede Aufgabe des Lebens bietet das World Wide Web eine konkrete Anleitung. Und damit auch einen Grund, sich einmal vom Bildschirm zu lösen, um etwas anzupacken.
Zu lösende Probleme gibt es schliesslich genug. Und wenn Ihnen gerade keine einfallen, liefert die Internet-Community auch gleich das Problem zur Lösung. Haben Sie sich zum Beispiel noch nie darüber enerviert, wie unpraktisch Sandwiches sind? Nein? Ich auch nicht. Sind sie aber. Zwar sehen sie schön aus, doch sobald man reinbeisst, flutscht der Inhalt raus, die Sosse tropft, Krümel verteilen sich überall. Ganz abgesehen davon, dass mit den Händen essen momentan wohl ziemlich riskant sein könnte, gewaschen oder nicht.
Die Lösung: Brothandschuhe. Nicht das Brot muss in die Hände, sondern die Hände ins Brot. So verwandelt sich alles, was man anfasst, automatisch in ein Sandwich. Ausserdem werden die Hände nicht schmutzig, da sie ja selbst das Sandwich sind. Die Vorteile liegen sprichwörtlich auf der Hand.
Die Welt aus Sandwich-Perspektive
Zum Glück hat uns ein aufgeweckter Australier auf seinem Youtube-Kanal namens I did a thing («Ich habe etwas gemacht») eine detaillierte Video-Anleitung dazu hinterlassen. Wir haben sie getestet und können bezeugen: Brothandschuhe sind zwar wenig überraschenderweise ziemlich nutzlos, doch gegen Langeweile helfen sie hervorragend. Ausserdem kann es nicht schaden, die Welt einmal aus der Sicht eines Sandwiches zu sehen.
Wenn Sie auch gerne die grossen Probleme der Menschheit lösen wollen, Ihnen bisher aber noch die passende Idee fehlt, sei Ihnen Youtube wärmstens ans Herz gelegt. Hier gibt es Bauanleitungen für Raketen, mit denen man Bäume pflanzen kann (ebenfalls vom Brothandschuh-Youtuber), oder auch eine Anleitung dafür, wie man aus seinen Haaren einen Ring für Seifenblasen herstellt (von «Jenna Marbles»). Passend auf die aktuelle Situation könnten Sie auch eine Drohne bauen, die Häuser selbstständig in Klopapier einwickelt («Mike Boyd»). Zu Isolationszwecken.
Eine andere Quelle für unorthodoxe Ideen, die auch in Isolation realisierbar sind, ist die Website Wikihow.com. Hier kann man beispielsweise lernen, wie man sich mit einem «Furby» (seltsam aussehende, sprechende Stofftiere) anfreundet oder in der Fantasiesprache der «Elben» aus Der Herr der Ringe schreibt. Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungsberichte.