Noch nicht startklar

12. März 2020, Nora Leutert
Die Schulcomputer fehlen, die Expertise ist da: Bildungsdirektor Amsler bei der Eröffnung der Fachstelle «Medienbildung & Informatik», rechts deren Co-Leiter Andreas Brugger.
Die Schulcomputer fehlen, die Expertise ist da: Bildungsdirektor Amsler bei der Eröffnung der Fachstelle «Medienbildung & Informatik», rechts deren Co-Leiter Andreas Brugger.

Wo steht die Digitalisierung des Schaffhauser Schulunterrichts? Die meisten Gemeinden, auch die Stadt, hinken hinterher.

Die Einführung des kantonalen Medien- und Informatikkonzepts an den Volksschulen ist eine grosse Kiste. Und noch gibt es an einigen Orten Sendestörungen.

Aber zuerst zu den digitalen Herausforderungen in den Schulzimmern: Viele davon gehören zum Prozess, schliesslich ist das der Umbruch in ein neues pädagogisches Zeitalter. Es geht nicht nur um den neuen, mit dem Lehrplan 21 eingeführten Medien- und Informatikunterricht ab der fünften Klasse, sondern um die Integration von Computern in allen Fächern, vom Kindergarten an.

Der Kanton bietet den Schulen Umsetzungshilfe, dennoch haben die Schaffhauser Lehrpersonen viel methodische Freiheit bei der Anwendung der Geräte. Das nehme einigen Lehrpersonen wohl die Skepsis gegenüber der Digitalisierung, sagt Primarlehrer Patrick Stump, Präsident des Schaffhauser Lehrervereins. Aber natürlich hinterlasse diese Freiheit auch Unsicherheiten, wie die Geräte konkret eingesetzt werden sollten. Die PH Schaffhausen hat deshalb die Fachstelle für Medienbildung und Informatik aufgebaut, die sie letzte Woche offiziell eröffnete. Hier können sich Lehrpersonen und -teams bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts und des neuen Schulfachs Medien und Informatik beraten lassen und Unterstützung in Schulentwicklungsprozessen suchen.

Mit ihren Plänen können aber noch längst nicht alle Lehrpersonen im Kanton Schaffhausen loslegen. Denn in den meisten Schulen fehlt noch die Computerausrüstung.

Einige stehen noch am Anfang

Das Medien- und Informatikkonzept, das der Kanton zeitgleich mit dem Lehrplan 21 lanciert hat, hält fest, wie die Gemeinden ihre Schulen mit Computern aufrüsten müssen. Gemeinden wie Hallau oder Neuhausen haben bereits Computer angeschafft, die meisten aber sind noch nicht so weit, und einige sind laut Erziehungsdirektor Christian Amsler praktisch noch nirgends.

So zum Beispiel die städtischen Schulen. Hier hinkt man momentan den vorgeschriebenen Meilensteinen hinterher. Heute hat man laut dem Sekundarlehrer und gesamtstädtischen Informatikkoordinator Mario Hartmann 750 Computerarbeitsplätze für den gesamten Schulbetrieb zur Verfügung. In der Primarstufe sind das zwei bis drei Computerarbeitsplätze in den Zimmern. Laut kantonalem Informatikkonzept müssten die Fünft- und Sechstklässler seit letztem Sommer aber bereits mindestens einen Satz an Geräten pro zwei Klassen zur Verfügung haben, also ein Gerät pro zwei Schüler. Und das Ziel wäre je ein eigenes Gerät pro Schülerin, was spätestens bis im Jahr 2024 umgesetzt sein muss. 3 300 Geräte werden insgesamt benötigt. Der Medien- und Informatikunterricht nach Lehrplan 21 ist laut Mario Hartmann aktuell trotzdem in grossen Teilen umsetzbar.

Patrick Stump vom Schaffhauser Lehrerverein kritisiert an der aktuellen Lage vor allem die ungleichen Bedingungen, die für die Schulkinder im Kanton bestehen: «Der unterschiedliche Stand der Gemeinden bei der Computerausrüstung ist für die Chancengleichheit unschön.»

Dass der Zeitplan gerade für die Stadt als die ungleich grösste aller Gemeinden – die allerdings in letzter Zeit eben auch knappe Ressourcen im Bildungsbereich hatte – ambitioniert sein würde, zeichnet sich schon ab, seit das Erziehungsdepartement das Informatikkonzept im Dezember 2018 vorstellte. Die Stadt schaffte es nicht, die für die Informatik anstehenden Investitionen ins Budget 2019 aufzunehmen. «Der Entscheid kam damals unerwartet und die Frist zur Umsetzung war sehr kurz», sagt Raphaël Rohner, «deshalb gibt es nun leichte Verzögerungen. Wir sind nun aber gut auf Kurs».

Man habe zuerst das eigene städtische Informatikkonzept anpassen müssen. Die Geräte für die städtischen Schulen können zudem nicht einfach angeschafft werden. Laut Rohner braucht es eine Ausschreibung, die man jetzt durchführen muss. Die jährlich wiederkehrenden Mietkosten für die Geräte (inklusive Support etc.) werden sich dabei auf ca. 1,1 Millionen Franken belaufen, ein grosser Teil davon ist ins Budget 2020 aufgenommen worden. Die genaue Bezifferung der jährlichen Gesamtkosten ist aber erst im Budget 2021 möglich.

Bis in allen Gemeinden, gerade auch in der Stadt, der Unterricht mit Computern starten kann, dürfte es jedenfalls noch eine Weile dauern. Auch wie die Mitfinanzierung durch den Kanton aussehen wird, ist noch nicht in allen Punkten geklärt, die Regierung will dem Kantonsrat in den nächsten Monaten eine entsprechende Vorlage unterbreiten.