Jetzt schaltet sich der wichtigste Archivverband des Landes ein und kritisiert die Schaffhauser Kantonalbank.
Der Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (SVA) hat einen offenen Brief an die Schaffhauser Kantonalbank verfasst. Betreff: «Historisches Archiv». Damit reagiert der SVA auf die von der «az» publik gemachte Vernichtung grosser Teile des KB-Archivs, darunter praktisch alle wichtigen Dokumente wie Geschäftsleitungs- und Bankratsprotokolle.
Der Verein schreibt: «Geschäftspraktik und -politik einer öffentlich-rechtlichen Kantonalbank … sind zentral für die Wirtschaftsgeschichte des Kantons und der Schweiz. Ohne die entsprechenden Akten ist es … unmöglich, wirtschaftliches Handeln nachzuvollziehen.» Dies sei etwa bei den nachrichtenlosen Vermögen von Holocaust-Opfern der Fall gewesen.
Deshalb fordert der VSA die Kantonalbank auf, «den genauen Umfang der Aktenvernichtung … offenzulegen». «Dem Bankrat empfehlen wir zudem mit Nachdruck, auf den Entscheid von 2014 zurückzukommen, auch die zentralen Aktenserien der Bank nach kurzer Aufbewahrungsfrist zu vernichten.» Der Bankrat erwecke so den Eindruck, «aktiv dafür sorgen zu wollen, dass spätere Generationen seine Tätigkeit nicht mehr nachvollziehen können».
Und was sagt die Bank dazu? Nichts. Bankratspräsident Florian Hotz schreibt, dass «wir über Anfragen von Dritten grundsätzlich keine Auskunft geben». (kb.)