«In Schaffhausen zählt jedes Bauwerk!»

6. September 2018, Marlon Rusch

Weitere Kritik an der Vergabe des Polizei- und Sicherheitszentrums ohne Wettbewerb, welche die «az» enthüllte.

Vor einer Woche lud die Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS zu ihrer traditionellen Schifffahrt auf dem Rhein. Das Thema: «Schaffhauser Immobilienmarkt – wichtiger Standortfaktor im Wandel der Zeit». Eintrittspreis: 85 Franken. Redner: Nationalrat und Präsident des Hauseigentümerverbands Schweiz, Hans Egloff, der Inhaber der Graf & Partner Immobilien AG, Hans Graf, sowie Architekturprofessor Stefan Kurath, Co-Leiter des ZHAW Instituts Urban Landscape.

Letzterer sorgte mit seinem Referat gemäss dem Architekturmagazin «Hochparterre» für «einige rote Köpfe und viel Zustimmung». Kurath bezog sich in seiner Rede auf die «az»-Recherche über die Vergabe des Polizei- und Sicherheitszentrums (zum Artikel hier lang).

Lokale Wertschöpfung
Kurath sieht in Schaffhausen «Aussergewöhnliches, das es zu stärken lohnt». Er sagt aber auch, dass sich hier im Kanton falsche Entscheide wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch gravierender auswirken als in den Städten und Agglomerationsräumen der Wirtschaftsmetropolen. «100 Millionen mehr oder weniger Wertschöpfung wirken sich direkt auf Arbeits- und Ausbildungsplätze und das Steuersubstrat aus.» Kurath spricht von den 100 Millionen Franken für das neue Polizei- und Sicherheitszentrum, welche im Planerwahlverfahren ausgeschrieben werden. «Es müssen also Überlegungen in den Mittelpunkt rücken, wie eine quantitative und qualitative Wertschöpfung gestärkt werden kann.»

Der aktuelle Stand des Verfahrens wolle es anders: kein Architekturwettbewerb, keine Innovations- und Wertschöpfungsförderung, kein Klimaschutz.

Kuraths Fazit: «Dem Verfahren fehlt Weitblick und Ausstrahlungskraft. Ein solches Projekt stellt sich langfristig gegen den Wirtschafts- und Kulturraum des Kantons.»

Noch könne man das aber ändern. Denn die Frage bleibe: «Wie viele solcher Chancen zur Steigerung der Wertschöpfung durch Architektur wird es in Schaffhausen in den nächsten Jahren noch geben? In Schaffhausen zählt jedes Bauwerk!» (mr.)