Neues Stipendiendekret des Kantons Schaffhausen: Studierende profitieren mehr als Lehrlinge.
Man kennt es: Bürgerliche Politiker wettern gegen die praxisferne Akademisierung und den Bedeutungsverlust der Berufslehre. Der Schaffhauser Gewerbeverband um Präsident Marcel Fringer (FDP) hat sich zum Beispiel auf die Fahnen geschrieben, Berufslehre sowie berufliche Weiterbildungen attraktiver zu machen.
Vor Kurzem fällte der Schaffhauser Kantonsrat jedoch einen Entscheid, der jener Logik nicht unbedingt entspricht – federführend war SVP-Politiker Markus Müller.
Wie kam es dazu? Das Parlament besprach das neue Stipendiendekret. Die zuständige Kommission schlug vor, den Stipendien-Maximalbetrag für alle Personen in Ausbildung, von der Lehrtochter über den Kantischüler bis zur Unistudentin, aufs gleiche Niveau festzusetzen: 16’000 Franken pro Jahr. Der zweite Vorschlag der Kommission: Auch für berufsbegleitende Ausbildungen, die weniger als drei Monate dauern, für Ausbildungen, die kürzer als ein Jahr sind, und für Ausbildungen auf Quartiärstufe soll man Stipendien beantragen können.
Von diesen beiden Vorschlägen hätten insbesondere Lehrlinge und Arbeitstätige, die eine berufsbegleitende Weiterbildung machen, sowie Gymnasiastinnen profitiert. Ihr Maximalbetrag lag zuvor deutlich darunter, bei 12’000 Franken pro Jahr. Doch SVP-Kantonsrat Markus Müller beantragte die Streichung der Vorschläge. Mit Erfolg – dank den Fraktionen von FDP und SVP.
Ein neues Stipendiendekret war nötig geworden, weil Schaffhausen sonst ab März 2018 keine Bundesgelder mehr erhalten hätte. Denn nur Kantone, welche gewisse Mindeststandards erfüllen, werden vom Bund unterstützt. Zurzeit erhält Schaffhausen rund 245’000 Franken pro Jahr aus Bern – das ist knapp ein Sechstel der 1,58 Millionen, die der Kanton 2016 für Stipendien ausgab. (kb.)