Enorme Preiserhöhung im ÖV

22. Dezember 2017, Kevin Brühlmann
Muss man bald mit den ganz grossen Noten bezahlen? ÖV-Ticketpreise sind in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Foto: Peter Pfister
Muss man bald mit den ganz grossen Noten bezahlen? ÖV-Ticketpreise sind in den letzten 20 Jahren stark gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Foto: Peter Pfister

Schaffhausen tritt dem Ostwind-Verbund bei. Und viele ÖV-Abos werden teurer. Ein Blick zurück zeigt zudem: Die Billettpreise sind in den letzten 20 Jahren enorm gestiegen. Bei Senioren haben sie sich sogar verdoppelt. Autofahrer hingegen profitierten von leicht sinkenden Fahrkosten.

Die schlechten Nachrichten zuerst: Mit dem Anschluss an den Ostwind-Tarifverbund (siehe unten) bewege sich der Schaffhauser ÖV «preislich endgültig auf dem gesamtschweizerischen Niveau», so René Meyer, Koordinator des öffentlichen Verkehrs. Mit anderen Worten: Der ÖV in Schaffhausen wird für viele teurer.

Ein Beispiel: Ein Thaynger Schüler und seine Mutter fahren täglich mit dem Zug nach Schaffhausen, zur Schule respektive zur Arbeit. Die Strecke umfasst – das bleibt auch nach dem Ostwind-Anschluss gleich – zwei Zonen. Für sein Jahresabo (2. Klasse) zahlte der Schüler bislang 504 Franken, neu sind es 531. Das Abo seiner Mutter steigt von 656 auf 684 Franken. Am härtesten aber trifft es das Grosi des Schülers: Der Seniorenrabatt wurde komplett gestrichen. Sie zahlt also den vollen Preis von 684 Franken. Zuvor waren es 618 Franken.

René Meyer führt aus: Der Preisanstieg habe nichts mit dem Ostwind zu tun. Grund dafür seien Subventionen in der Höhe von 1,5 Millionen Franken, die 2014 gestrichen wurden. Damals wurde die sogenannte «Flextax-Initiative» abgelehnt.

Senioren: Plus 103 Prozent
Die Preiserhöhung im öffentlichen Verkehr ist nur die Spitze einer langjährigen Entwicklung. Dies zeigen Zahlen aus den letzten 20 Jahren. Besonders hart traf es Kinder und Senioren. Ihre Abopreise haben sich seit 1998 verdoppelt.

Zweites Beispiel: 1998 kostete ein Kinder-Monatsabo für die städtischen Busse 27 Franken. 2018 sind es 52 Franken. Plus 92,6 Prozent. Bei Senioren verlief der Anstieg noch extremer, von 34 auf 69 Franken. Plus 102,9 Prozent.

Zum Vergleich: National gesehen stiegen die Preise für ein Generalabonnement (Erwachsene, 2. Klasse) der SBB im selben Zeitraum um 37,9 Prozent. Halbtax-Abos wurden 23,3 Prozent teurer.

Drittes und letztes Beispiel: Erwachsene zahlten 1998 genau 470 Franken für ein Jahresabo der Zone Stadt Schaffhausen/Neuhausen. 2018 sind es 621 Franken. Plus 32,1 Prozent.

Die Teuerungsrate zwischen 1998 und 2016 stieg nur um 9 Prozent.

Besonders erstaunlich ist die ÖV-Preisentwicklung, wenn man zum Strassenverkehr schaut: Autofahren wurde im praktisch selben Zeitraum etwas billiger. 1993 lag der Kilometerpreis eines durchschnittlichen Kleinwagens bei 71 Rappen pro Kilometer, 2016 bei 69 Rappen (–2,8 Prozent). Dies geht aus einer Untersuchung des Preisüberwachers des Bundes hervor, die im Oktober 2016 publiziert wurde. Grundlage dafür waren Zahlen des Touring Clubs Schweiz. Miteinberechnet sind sämtliche Fahrkosten: Kaufpreis des Autos, Versicherungen, Benzin und so weiter.

Auch positive Auswirkungen
Nun zu den guten Nachrichten rund um den Ostwind-Verbund: Für Neuhauserinnen und Schaffhauser wird das Busfahren im Vergleich zum Vorjahr leicht billiger. Neu können wieder Einzelzonenabos gelöst werden (im Flextax-Verbund musste ein Abo mindestens zwei Zonen umfassen). Erwachsene Städter zahlen nun 621 statt 656 Franken für ein Ein-Zonen-Jahresabo; Junioren 468 statt 504.
Diese Trendwende dürfte aber nur vorübergehender Natur sein. Das zeigt der enorme Preisanstieg beim ÖV in den letzten 20 Jahren – gerade in Schaffhausen.

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Ostwind: Vieles bleibt
Ostwind vereint 31 Transportfirmen in fünf Ostschweizer Kantonen sowie in Liechtenstein. Schaffhausen trat dem Tarifverbund als sechster Kanton bei. Damit wird das Flextax-System beerdigt, das 1988 in Schaffhausen eingeführt wurde. Für die ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer ändert sich, abgesehen von neuen Fahrpreisen, praktisch nichts. Das bisherige Zonensystem bleibt auch im Ostwind-Verbund bestehen.