Am Freitag veranstaltet die Schaffhauser Jugendorganisation Andersh ihre erste eigene Queer-Party im Taptab. Als Hauptact wirkt der Zürcher Philipp Manser alias «Polly Gamie».
Es habe mit Make-up-Videos auf Youtube angefangen, erzählt Philipp. Das habe ihn fasziniert; sich selbst zu schminken begonnen hat er aber erst später, als sein jetztiger Freund ihn darin bestätigt hat, dass es in Ordnung ist, etwas anders zu sein.
Zuerst habe er sich nur leicht geschminkt, dann kam eine Perücke dazu, und schliesslich sei er in Drag, also als Frau verkleidet, in den Ausgang gegangen. «Das fand in einem geschützten Rahmen statt», erinnert sich Philipp, «das waren ja auch Queer-Partys, und dort wird so etwas begrüsst.» «Queer» ist ein Oberbegriff für alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten.
Rasur, Schminke und Perücke
Für Philipp ist «Polly Gamie» eine Kunstfigur seiner selbst. Er nennt es «female impersonation», also in etwa «weibliche Darstellung». Es ist ihm dabei durchaus wichtig, feminin zu wirken. Bis er sich von Philipp in Polly verwandelt hat, dauert das schon einmal anderthalb Stunden. «Ich habe es aber auch schon einmal in dreissig Minuten geschafft.»
Zur Verwandlung gehören eine Rasur, viel Schminke, eine Perücke und etwa vier Paar Strumpfhosen – damit man die Beinhaare nicht sieht. Am Freitagabend wird er in einem Brautkleid auftreten und zum Song «Alive» der australischen Sängerin Sia tanzen. «Das Ende wird sehr dramatisch», verspricht er.
Ähnlich dramatisch sind Philipps Fingernägel: Sie glitzern golden lackiert, auch wenn er nicht als Polly unterwegs ist. Anfangs habe er sich viele Gedanken gemacht, was andere über seinen Stil denken könnten. aber mittlerweile sehe er sein Auftreten als gutes Beispiel für das Motto «Mach, was du willst». «Und es schockiert die Leute, wenn man als Mann mit goldenem Nagellack herumläuft.»
Als Polly habe er sich aber bis jetzt noch keine negativen Kommentare anhören müssen. Das Einzige, was er bis jetzt erlebt hat, sind anzügliche Bemerkungen von Männern, als er als Polly unterwegs war. «Die Kommentare waren dann eher sexistisch als homophob. Ich bin schon ohne Schminke ein eher androgyner Typ, und im Dunkeln gehe ich problemlos als weiblich durch.»
Drag ist nicht Trans
Philipp erinnert sich aber an Kritik von einer Transperson, also von jemandem, der sich nicht mit dem ihm bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifiziert. Sie sagte, Drags würden sich über Transpersonen lustig machen. Das stimme aber nicht. «Im Gegenteil ist es doch so, dass wir genau das feiern, was sie auch wollen, nämlich einen offenen Umgang mit unserem Geschlecht.» Dennoch ist es Philipp wichtig, zu betonen: Drag ist nicht gleich Trans. Drag ist viel eher Kunst.
Seine eigene Kunstfigur taufte er «Polly Gamie», in Anlehnung an seinen guten Freund Tobias Urech, der unter dem Künstlernamen Mona Gamie auftritt. Damit unterstreichen die beiden die Praxis, bei der sich gemeinsam auftretende Drags als Schwestern bezeichnen.
Auch Tobias Urech wird am Freitag anzutreffen sein, er ist einer der Gründer der Jugendgruppe Andersh. Er betont, dass alle Jugendlichen am Freitag willkommen sind, auch wenn sie Heterosexuelle seien. «Wir möchten queeren Jugendlichen einfach einen sicheren Raum zum Feiern bieten.»
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Für Queer & Friends
Am Freitag, dem 17. November 2017, ab 22 Uhr feiert der Jugendtreff andersh seine erste Party. Mit dabei sind die DJs Mad Man Dub (Reggae/Hiphop/Dub) und Pozee1 (Funk/Soul) sowie Drag Polly Gamie.