SVP-Grossstadtrat Walter Hotz befürchtet, dass die Stadt die «az» subventioniert. Und dass «die Schaffhauser Schulen damit geradezu überschwemmt» werden. Eine Replik von Mattias Greuter.
SVP-Mann Walter Hotz hat mal wieder Sparpotenzial gewittert. Er schreibt in einer Kleinen Anfrage an den Stadtrat:
«Zur Information (oder zur Beschäftigung?) ihrer Angestellten hat die Stadt Schaffhausen (…) diverse Zeitungen und Zeitschriften abonniert. (…) Ausserdem ist offensichtlich, dass politisch linksorientierte Blätter geradezu bevorzugt werden.» Oha.
Nach dieser Einleitung stellt Hotz seine Fragen: Wie viele Abos hat die Stadtverwaltung bei welcher Zeitung? Wer trifft die Auswahl? Und vor allem: «Wieso werden die Schaffhauser Schulen mit Exemplaren einer SP- und AL-Wochenzeitung geradezu überschwemmt?»
Die «az» wird namentlich nicht genannt, und sie wird auch weder von der SP noch von der AL herausgegeben. Dennoch glauben wir zu erkennen, dass Hotz nur uns meinen kann. Um seinen Puls etwas zu senken und dem Stadtrat unnötige Arbeit zu ersparen, haben wir in unsere Abo-Datenbank geschaut und können einen Teil der Fragen wie folgt beantworten:
Vier (in Zahlen: 4) städtische Verwaltungsstellen haben ein bezahltes «az»-Abo. Die Kosten dafür belaufen sich auf 660 Franken jährlich.
Diesen vier Abos – die Zeit bis zum Druck drängt, wir garantieren nicht für absolute Vollständigkeit – stehen mindestens 34 Gratis-Abos für verschiedene Abteilungen der Stadtverwaltung gegenüber. Das Porto zahlen wir. Ein kleines, allwöchentliches Geschenk der «az» an die Stadt und ihre Mitarbeitenden.
Ausserdem haben wir vier Lehrerzimmer ausfindig machen können, an welche die «az» geliefert wird – die vermutlich kleinste Überschwemmung der Welt. Diese vier Abos werden jedoch alle von Freunden der «az» und der Bildung aus der eigenen Tasche bezahlt und nicht von der Stadt.
So weit klar, lieber Walter Hotz? Sehen Sie irgendwo eine Bevorzugung? Ach ja, Sie haben ja auch noch nach Stelleninseraten gefragt, die Ihnen ebenfalls ein Dorn im Auge sind: «Die Inserate werden auch konsequent in kleinen Zeitungen gedruckt, die kaum Leser nachweisen können.»
Halt mal. «Kaum Leser»? Meinen Sie damit etwa auch uns? Es stimmt, wir sind eine kleine Zeitung, aber wir haben eine treue und wachsende Leserschaft, zu der wir glücklicherweise auch Sie zählen dürfen. Würden Sie die «az» nicht lesen, würden Sie, lieber Walter Hotz, einiges verpassen. Ihren Angriff auf Stadtrat Simon Stocker im Jahr 2015 hätten Sie zum Beispiel gar nicht lancieren können. Sie forderten damals eine PUK, nachdem die «az» aufgedeckt hatte, dass in einem städtischen Altersheim Wertgegenstände verschwunden waren. Erinnern Sie sich? Sie haben den Autor damals öffentlich als «unerschrockenen Reporter» bezeichnet und uns auch bei anderer Gelegenheit herzlich zu unseren Recherchen gratuliert.
Wie dem auch sei. Wie Sie warten auch wir gespannt auf die Antworten des Stadtrates auf Ihre Fragen. Zum Beispiel nimmt es uns schon wunder, wie viel unsere Konkurrenz mit Stelleninseraten verdient und ob sie auch so grosszügig Gratisabos verteilt wie wir.
Schade nur, dass die Abklärung dieser Fragen mehr Kosten verursachen wird als die vier «az»-Abos der Stadt.
PS: Dank Hotz haben wir auch gemerkt, dass die Stadtpolizei die «az» gratis erhält. Die Schaffhauser Polizei hingegen musste ihr Abo unfairerweise jeweils zahlen, bis der Kommandant es kürzlich «aus Spargründen» kündigte. Nun dürfen wir verkünden, dass wir auch der Schaffhauser Polizei in Zukunft die «az» gratis schicken werden.