Marlon Rusch über die Bilderbuchkampagne der «Schaffhauser Nachrichten»
Als Robin Blanck am vergangenen Donnerstagmorgen ganz hinten im Konferenzraum des Stadtschulrates Platz nahm und überlegen lächelnd die Arme verschränkte, wusste er: Das Spiel, das er selbst angepfiffen hat, ist bereits gewonnen.
Die Schulpräsidentin, Katrin Huber, hatte überhastet zur Pressekonferenz über die Vorfälle im Alpenblickschulhaus geladen. Sie tat es nur wegen Blanck. Am Freitag, einen Tag später, würde er die Protokolle einsehen dürfen, die ihm der Stadtschulrat in erster Instanz verweigert hatte. Die Pressekonferenz war Hubers verzweifelter Versuch, zu retten, was noch zu retten war. Sie nahm dem «SN»-Chef argumentativ jeglichen Wind aus den Segeln. Aber das würde nicht reichen.
Was in den Protokollen stand – auch das wusste Robin Blanck als erfahrener Campaigner natürlich –, war eigentlich ziemlich egal. Mit ein bisschen Planung und unkonventioneller Gewichtung der Fakten lässt sich jedes Speckwürfelchen breitklopfen wie ein Wiener Schnitzel.
Und das Gschänkli, das Blanck dann am Freitag auspacken durfte, beinhaltete tatsächlich nur ziemlich mageren Speck: einen verweigerten Handschlag, ein Kinderkopftuch und zwei Männer, die auf dem Pausenplatz standen. Nicht gerade, was auf dem Wunschzettel stand, aber man soll ja genügsam sein …
Also nahm Blanck den Handschlag und das Kinderkopftuch und schrieb darüber in den folgenden Tagen 33’032 Zeichen in seine Zeitung. Auf diesem Platz könnte ich elf (!) Kommentare wie diesen hier schreiben. Nur gingen mir wohl ziemlich bald die Ideen aus. Auch Blanck war bald schon am Ende seines Arabisch und gab das offen zu: «Die Vorfälle im ‹Alpenblick› sind nicht vergleichbar mit jenen im Bachschulhaus. Denn die Causa Alpenblick erweist sich vor allem als eine Causa Stadtschulrat.»
Blanck wurde im Vorfeld nicht müde, zu betonen, dass er das Öffentlichkeitsprinzip anzuwenden weiss und sich nicht scheut, auch den Rechtsweg zu beschreiten, um an Informationen zu kommen, die ihm vorenthalten werden. So funktioniert moderner Investigativjournalismus. Dazu gehört aber auch, Recherchen zu begraben, wenn sich ein Verdacht nicht erhärten lässt.
Doch was Blanck als Recherche tarnt, ist nicht mehr als ein politisch motivierter Angriff auf das aus seiner Optik linke Gremium und dessen Präsidentin Katrin Huber. Die «Causa Stadtschulrat» entstand an Blancks Schreibtisch. Und mit seinen Attacken hat er den Weg für politische Vorstösse geebnet, sie gar explizit gefordert: «Es bleibt die Frage, ob tatenlos zugesehen werden kann, wenn Amtsträger Unwahrheiten verbreiten.»
Die SVP brauchte ein Wochenende, um Blancks Pass in die Tiefe aufzunehmen. Walter Hotz und Hermann Schlatter fordern in einer Medienmitteilung «neue Köpfe» im Stadtschulrat, nachdem die «rechthaberische Präsidentin» nachweislich «vertuscht und gelogen» habe. «Besonders, wenn ausländische Mitbürger im Spiel sind», werde verharmlost und kleingeredet. Schlatter und Hotz verlangen eine «unabhängige Untersuchung» der Geschehnisse. Und Stadtrat Raphaël Rohner spielt das Spiel wie erwartet mit.
Nachdem er bereits beim Bachschulhaus zur Eskalation beigetragen hat, fordert er in den «SN» nun eine «abschliessende Klärung des Sachverhaltes» durch eine «neutrale, externe Fachperson». Die «Causa Stadtschulrat» nimmt ihren Lauf.
Und Blanck? Seine Arbeit ist wohl getan. Die Puppen tanzen – Schulpräsidentin Katrin Huber bedrohlich nah am Abgrund.