Einfach, aber nicht simpel

10. März 2017, Kevin Brühlmann
Wie eine elegante Piratin: Sängerin Diana Zucca mit ihrer Band «Pinball» – Remo Hänsli (Gitarre, links), Marco Clerc (Bass und Gitarre, hinten) und Andi Hinz (Drums). Foto: zVg.
Wie eine elegante Piratin: Sängerin Diana Zucca mit ihrer Band «Pinball» – Remo Hänsli (Gitarre, links), Marco Clerc (Bass und Gitarre, hinten) und Andi Hinz (Drums). Foto: zVg.

Der Grat zwischen Eingängigkeit und Eintönigkeit ist schmal in der Popmusik. Die Band «Pinball» um Sängerin Diana Zucca meistert ihn sicher – fast immer jedenfalls. Vielleicht hört man sie bald im Radio.

Es ist ja nicht ganz unkompliziert mit Radio SRF 3, besonders tagsüber. Zu viel Ramsch, und zwar in der Endlosschlaufe. Aber da und dort, meist zu abendlichen Randstunden, als hätten die Redaktoren mit ihren tiefen Stimmen den ganzen Tag lang fingernagelkauend bloss darauf gewartet, stellen sie Popmusik vor, schöne Popmusik, die ihnen am Herzen liegt.

«Pinball» würde da ganz gut hineinpassen, so viel ist sicher.

Die Schaffhauser Band um Sängerin Diana Zucca – wie immer so elegant gekleidet wie eine karibische Piratin – präsentiert dieses Wochenende ihre erste Scheibe, die «Pinball EP». Sieben Songs, sieben schlichte Titel, «Früehlig», «Pinball», «Sunne» und so fort. Da wird klar: Da sind vier Musiker am Werk, denen man das Pop-Einmaleins nicht mehr erklären muss. Warum soll man etwas komplizierter machen, als es ist?

«Spring, au wänn’s ä kei Netz het, spring
Spring, au wännt ä kei Flügel häsch, spring
Spring is Nüüt, is Blaue, spring
Spring, spring eifach, spring!»

«Spring», getragen von leichtfüssigen Gitarrenläufen und solidem Drumgerüst, ist ein Popsong ohne Ecken und Kanten. Die Melodien sitzen, die Refrains sowieso. Das ist feines Handwerk. Und abgesehen von einzelnen Ausreis­sern ins Hard-Rock- oder Blues-Gebiet, bleibt man diesem Schema treu. Hinzu kommt Diana Zuccas leichter Gesang, der durchaus ins Brachiale abgleiten kann, meist in breitem Züritüütsch, manchmal in Englisch.

Die Entdeckung des Albums, nebst dem Sound im Allgemeinen, trägt für einmal einen Namen: Remo Hänsli, der seine Gitarre schnurren und jaulen, klagen und steppen lässt, dass man vor lauter Appetitanregung selbst Kutteln verspeisen würde.

Doch zurück zu den Texten. Sie transportieren eine einfache Botschaft, manchmal in einem leisen Anflug von Gesellschaftskritik, aber ein vertonter Adorno sind sie nicht, dazu fehlt das Systematische. Gleichwohl, dumm hören sie sich nicht an, im Gegenteil. Diana Zucca versucht, im Alltäglichen Antworten auf die grossen Fragen zu finden. Liebe, Glück, verpasste Chancen, Freiheit. So ist das Debüt von «Pinball» kein Konzeptalbum. Vielmehr gleicht es einer Sammlung vieler Einzelstücke, die sich den – meist kleinen und dadurch grossen – Tücken des Menschseins widmen.

Dieses Kleinoden-Schema klappt bei «Pinball» ganz schön – es birgt aber auch Risiken. Die Lyrics klingen nämlich zumindest ab und an etwas zu simpel, zu phrasenhaft, etwa im Song «Früehlig»:


«Sie säged dir, was d mache muesch
Bisch z wenig schnell, bisch z wenig guet
Ziel erreiche, Umsatz steigere
Dreihsch im Hamsterrad
Hey, brich ab!
Du bisch guet, ä so wie d bisch»

Aber so ist das in der Popmusik. Der Grat zwischen Eingängigkeit und Eintönigkeit ist schmal. «Pinball» aber beschreitet diesen Weg sicheren Schrittes – fast immer jedenfalls.

Und wer weiss, vielleicht schafft es ja der eine oder andere «Pinball»-Song ins Radio, zur Randstunde des SRF 3, wenn die Redaktoren mit sonorer Stimme ihre Schätze präsentieren.

«Pinball EP»-Taufe: Samstag, 11. März, 22 Uhr, Neustadt-Bar (SH). Vorband: «Lovis».