Erste PNOS-Aktivitäten in Schaffhausen: Ein PNOS-Mitglied hat am letzten Samstag im Durachtal eine Hütte für 40 bis 60 Personen gemietet. Beim Treffen wurden mehrere Personen mit Glatzen und Bomberjacken gesichtet.
Nachdem die «Partei national orientierter Schweizer», kurz PNOS, im vergangenen Herbst eine Schaffhauser Sektion gegründet hatte, wurde es still um die Rechtsaussen-Partei. Sie erhöhte nach eigenen Angaben die Anzahl Schaffhauser Mitglieder, welche auch an Aktionen in anderen Kantonen teilnahmen, von einem Treffen in Schaffhausen hörte man jedoch nichts. Auch die «az» berichtete am 2. Februar nach dem von der PNOS organisierten Rechtsrock-Konzert in Willisau LU, es seien keine Aktivitäten von rechtsradikalen Strömungen in Schaffhausen bekannt. Das scheint sich nun geändert zu haben.
«Vom Typ Stiernacken»
Ein Augenzeuge berichtet, er habe am vergangenen Samstag Nachmittag ein Treffen von Rechtsradikalen beobachet. In der Nähe des Logierhauses sah er bei einer Vereinshütte 10 bis 15 Autos, teilweise mit St. Galler und deutschen Kennzeichen. Ein Auto aus Deutschland wurde gerade von zwei jungen Leuten eingewiesen. Mehrere Personen hatten eine Glatze und trugen schwarze Bomberjacken, andere beschreibt der Augenzeuge als «nicht kahlgeschoren, aber vom Typ Stiernacken».
Eine knappe Stunde später waren die Autos noch da, die Personen aber verschwunden, vermutlich in der Hütte. Als die «az» etwas später vorbeischaut, ist nichts mehr zu sehen.
Die Hütte bietet Platz für bis zu 100 Personen ist der Treffpunkt eines Schaffhauser Vereins und wird auf einem Online-Portal zur Miete für Anlässe angeboten. Am Samstag mietete sie S. N.* aus dem Kanton Zürich. Dieser sei mit zwei Kollegen vorbeigekommen, um den Schlüssel abzuholen, erzählt der Hüttenwart. Die drei hätten überhaupt nicht den Eindruck gemacht, mit rechtsradikalem Gedankengut etwas zu tun zu haben, und seien relativ gut angezogen gewesen. S. N. habe angegeben, er plane einen Lichtbildvortrag über einen Auslandaufenthalt für Freunde und deren Familien und rechne mit 40 bis 60 Personen. Am Sonntag hat der Hüttenwart den Schlüssel von S. N. zurückerhalten, die Hütte sei sauber aufgeräumt und im Voraus bezahlt gewesen.
S. N. verbietet dem Hüttenwart telefonisch, weitere Informationen herauszugeben. Die Glatzen und Bomberjacken erklärt S. N. damit, es seien auch Freunde aus seinem Boxclub eingeladen gewesen.
Der Hüttenwart sagt später, er sei wohl überlistet worden. An Rechtsradikale hätte er das Vereinslokal nicht vermietet, wenn er sie als solche erkannt hätte.
«Ruhe in Frieden», Rudolf Hess
Der vom Hüttenwart bestätigte Name S. N. passt auf ein junges PNOS-Mitglied aus dem Kanton Zürich. S. N. ist in der Szene kein Unbekannter. Er klickt auf Facebook bei rechtsradikalem Gedankengut auf «gefällt mir», beispielsweise bei einem Foto des in Neonazi-Kreisen verehrten Rudolf Hess mit dem Zusatz «Ruhe in Frieden», bei einer Grafik, die erklärt, dass «Nationalismus» und «volksgebundener Sozialismus» als «nationaler Sozialismus» zusammengehören «wie Mann und Frau», und bei Posts der PNOS, deren Facebook-Gruppe er auch angehört.
Das Profilbild von S. N. zeigt ihn gemeinsam mit kahlgeschorenen Köpfen, er ist mit PNOS-Chef Dominic Lüthard und vielen Personen, die der Szene zuzuordnen sind, befreundet und hat – gemäss seiner Angabe auf Facebook – am Rechtsrock-Konzert der PNOS am 14. Januar 2017 in Willisau teilgenommen. Ausserdem taucht sein Name in einer Kundendatenbank der Nazi-Kleidermarke «Thor Steinar» auf, die linke Netzaktivisten 2009 gehackt und veröffentlicht haben.
Zu einem PNOS-Treffen passt auch, dass mehrere St. Galler Kennzeichen gesehen wurden – die Schaffhauser PNOS steht nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit den «Kameraden» aus St. Gallen.
«Kein offizieller Parteianlass»
S. N. reagiert lange nicht auf Kontaktversuche. PNOS-Präsident Dominic Lüthard sagt, er kenne S. N., sei am Treffen aber nicht dabei gewesen. Erst nachdem die «az» bei Lüthard nach einer Stellungnahme von S. N. fragt, meldet sich dieser per Mail und teilt mit, er habe die Hütte «für einen privaten Anlass ohne politischen Hintergrund» gemietet. Nach einem Gespräch mit S. N. erklärt auch Lüthard, es habe sich um einen privaten Anlass und nicht um eine politische Versammlung gehandelt.
Vor dem Telefonat mit S. N. hatte der PNOS-Präsident unter Bezugnahme auf einen Vertreter der Schaffhauser Sektion etwas ganz anderes gesagt: «Es war kein offizieller Parteianlass, aber es waren wohl mehrheitlich PNOS-Mitglieder anwesend.» Eine parteinahe Person habe einen Vortrag gehalten. Das Ziel des Treffens sei gewesen, «die Ausrichtung der PNOS in der Ostschweiz in den nächsten Jahren zu bestimmen».
* Name der Redaktion bekannt