Ab Ende 2017 werden im Klettgau nur noch SBB-Züge verkehren. Die Ausnahme bleiben die unbeliebten Dieselzüge der DB-Verbindung Basel–Ulm. Immerhin gibt es jetzt schon kleine Verbesserungen, und längerfristig haben die SBB ein Auge auf die Strecke geworfen. Bedingung ist die Elektrifizierung.
Nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Schaffhausen und Erzingen im Jahr 2013 ist ein weiterer Schritt erfolgt: Ab Ende 2017 werden alle Züge im Klettgau von den SBB betrieben und verfügen über WLAN.
Heute fahren auf der Strecke abwechselnd die roten Züge der DB (Abfahrt in Schaffhausen um xx.49 Uhr, Abfahrt in Erzingen um xx.18 Uhr) und weisse Thurbo-Züge, betrieben von der SBB Deutschland GmbH (Abfahrt in Schaffhausen um xx.19 Uhr, Abfahrt in Erzingen um xx.48 Uhr). Ab Dezember 2017 haben die (elektrischen) roten DB-Züge ausgedient, und alle Zugverbindungen im Klettgau werden von der SBB-Tochter betrieben. Mit einer Ausnahme: der Interregio-Dieselzug zwischen Schaffhausen und Basel, der in Erzingen, nicht aber an den fünf Klettgauer Bahnhöfen und in Neuhausen hält. Diese Verbindung bleibt zumindest vorerst in der Hand der DB.
Im Dezember haben das Ministerium für Verkehr des Landes Baden-Württemberg und die Bayrische Eisenbahngesellschaft über die Vergabe von vier Netzteilen für eine Dauer von sechs Jahren entschieden. Während für die Verbindungen nach Basel, nach Friedrichshafen und Lindau sowie nach Ulm (inklusive «Aulendorfer Kreuz», nach Sigmaringen und Memmingen) erneut die DB den Zuschlag erhielt, muss sie die Strecke zwischen Schaffhausen und Erzingen (mit den Haltestellen Neuhausen Badischer Bahnhof, Beringerfeld, Beringen Badischer Bahnhof, Neunkirch, Wilchingen-Hallau und Trasadingen) per Dezemer 2017 an die SBB Deutschland GmbH abtreten. Diese habe «das wirtschaftlichste Angebot» abgegeben, wie das Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung schreibt.
Erhöhter Komfort
Chef der SBB Deutschland GmbH ist Patrick Altenburger, ehemaliger Leiter der Koordinationsstelle öffentlicher Verkehr des Kantons Schaffhausen (siehe Interview in der «az» vom 21. Juni 2016). «Es freut uns, dass wir in Zukunft auf einer Strecke, auf der wir schon fahren, alle Züge aus einer Hand anbieten können», sagt Altenburger. Am Takt ändere sich für die Fahrgäste nichts, aber am Komfort: Neu werden beide Züge, die innerhalb einer Stunde fahren, über einen ebenerdigen Einstieg und das aus den weissen, etwas moderneren Zügen bekannte Platzangebot für Velos, Kinderwagen und Rollstühle verfügen.
Für die SBB Deutschland GmbH bedeutet der Zuschlag einen beträchtlichen Ausbau ihres Netzes: Sie fährt heute rund 2,5 Millionen Zugkilometer pro Jahr. Mit dem Zuschlag für die Klettgau-Strecke kommen 0,26 Millionen Zugkilometer dazu – ein Wachstum um rund 10 Prozent.
Dass die SBB Deutschland GmbH den Zuschlag erhalten hat, ist nicht selbstverständlich. Die DB hatte sich ebenfalls für die Weiterführung ihres Angebots beworben. Die SBB musste mit dem Risiko rechnen, dass die ungleich grössere DB – die sich auf den anderen drei zu vergebenden Netzteilen ohne Konkurrenz präsentierte – mit einem günstigeren, weil querfinanzierten, Angebot die SBB ausbooten könnte. Das ist offensichtlich nicht passiert. Neben dem Preis spielen im deutschen Vergabeverfahren zudem andere Faktoren wie das Platzangebot und der Komfort eine Rolle, bei denen das SBB-Rollmaterial (es handelt sich um gemietete Thurbo-Züge von Stadler Rail) wohl gegen die älteren Modelle der DB punkten konnte.
Etwas neuere Züge nach Basel
Weiterhin in der Hand der DB bleibt der Interregio-Express Basel–Schaffhausen (weiter bis Ulm) mit seinen unbeliebten roten Dieselzügen. «Überfüllt, unpünktlich, unzuverlässig», titelten die «Schaffhauser Nachrichten» Ende Jahr und fassten damit treffend den Ärger der Fahrgäste auf der schnellsten Verbindung nach Basel zusammen.
Immerhin gibt es auch für Pendler aus Waldshut oder nach Basel eine gute Nachricht: Per 11. Dezember 2016 wurde der Fahrplan etwas verbessert. Der Stundentakt gilt neu auch am Wochenende, und abends gibt es einen Zug mehr. Der letzte direkte Zug fährt nun um 22.16 Uhr ab Schaffhausen und um 22.45 ab Basel – bisher war schon eine Stunde früher Schluss und es gab nur noch einen etwas langsameren Bummler. Ausserdem hat die DB etwas bessere Züge versprochen: Die Baureihe 612 ist zwar auch schon 20 Jahre alt, aber immherhin etwas moderner als die roten 611er. Die neuen, gelben Züge werden im Verlauf des Jahres die alten, roten ersetzen. Wertvoller Pluspunkt für von Handynetz-Unterbrüchen und Roaming-Gebühren geplagte Schweizer Pendler: Das neue Rollmaterial verfügt über WLAN.
SBB wären interessiert
Davon abgesehen bleibt die Strecke nach Basel aber das Sorgenkind im regionalen ÖV, und das wird sich nicht so schnell ändern. Im März 2016 haben verschiedene deutsche Stellen sowie die Schweiz und die Kantone Basel-Stadt und Schaffhausen immerhin eine Absichtserklärung für die Elektrifizierung der Strecke unterschrieben. Die Finanzierung der nächsten Planungsschritte steht, und Winfried Hermann, der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg, kämpft für eine möglichst rasche Umsetzung. Im September stellte die EU einen Beitrag von fünf Millionen Euro in Aussicht. Auch die Schweiz entscheidet voraussichtlich 2019 über einen zweistelligen Millionenbeitrag, doch die Hauptlast des 160 Millionen Euro teuren Ausbaus der Strecke müsste Deutschland tragen. Hoffnung besteht, wenn das sogenannte Gemeindeverkehrsfinanzierungsprogramm über das Jahr 2019 hinaus verlängert wird. Eine entsprechende Absprache zwischen Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Bundesländer gibt es immerhin schon.
Bestenfalls könnten ab 2025 Züge mit Strom statt mit Diesel von Schaffhausen nach Basel fahren, wie die «Ostschweiz am Sonntag» kürzlich berichtete. Im gleichen Zeithorizont bewegt sich auch die Konzession für die Strecke, welche die DB bis längstens 2026 erhalten hat – es gibt sogar eine Kündigungsoption für den Fall, dass die Elektrifizierung früher erfolgt. Aus Schweizer Sicht ist zu hoffen, dass die SBB danach die Verbindung übernehmen, und mit der seit vielen Jahren gewünschten Elektrifizierung könnte dies realistisch werden, wie Patrick Altenburger von der SBB Deutschland GmbH bestätigt: «Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis der Fahrdraht hängt, aber wenn diese Strecke elektrifiziert ist, wären wir daran interessiert, sie zu betreiben.»