Der FC Schaffhausen hat das Sicherheitskonzept für das neue Stadion auf die lange Bank geschoben. Das rächt sich jetzt. Es könnte sein, dass die Betriebsbewilligung nicht fristgerecht erteilt wird und der Club im neuen Jahr weiterhin auf der Breite spielen muss.
Wenn Mitte Februar 2017 der FC Wil nach Schaffhausen kommt, soll es endlich so weit sein – der neue Fussballtempel Lipo-Park wird feierlich eingeweiht. Das zumindest ist die erklärte Absicht des FC Schaffhausen. Ob das tatsächlich klappt, steht aber in den Sternen. Neben der physischen Baustelle in Herblingen müht sich der FCS derzeit mit einer behördlichen Baustelle ab. Um im neuen Stadion spielen zu dürfen, braucht der Club eine Betriebsbewilligung des Kantons. Um diese zu bekommen, muss er dem Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Sicherheitskonzept vorlegen. Erst wenn dieses vom BAV abgesegnet ist, darf der Kanton die Bewilligung erteilen.
Nun hat das BAV dem FC Schaffhausen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kürzlich schickte er das eingereichte Konzept mit diversen Auflagen zurück an den Absender. Was der Club offenbar für einen Selbstläufer hielt, entwickelt sich nun zum ernsten Problem.
Rückblende: Bevor im Frühjahr 2015 darüber abgestimmt wurde, ob die Stadt einen finanziellen Beitrag ans neue Stadion leisten soll, setzten sich Vertreter des Clubs mit den städtischen und kantonalen Behörden zusammen. Damals, vor rund zwei Jahren, versicherte der FCS, bereits mit den zuständigen Stellen in Verhandlungen zu stehen, was das Sicherheitskonzept anbelange. Seither, so sagen es verschiedene involvierte Behördevertreter, habe der FC Schaffhausen das Thema auf die lange Bank geschoben. Er habe die Komplexität des Verfahrens wohl schlicht unterschätzt.
Viele Player, viele Probleme
Die Materie ist in der Tat ziemlich komplex. Im Kern geht es darum, den Transport der Fans zum Stadion und nach dem Spiel wieder vom Stadion weg zu koordinieren. Gerade bei Spielen wie beispielsweise gegen den FC Zürich, bei denen viele hundert oder gar tausend Gästefans erwartet werden, ist diese Aufgabe schwierig. Zumal man bei gewissen Konstellationen die einzelnen Fangruppen möglichst voneinander getrennt zum Stadion lotsen muss.
Der Königsweg verläuft über die Schiene. Kürzlich wurde der Bahnhof Herblingen gleich neben dem neuen Stadion saniert. Drei S-Bahnen verkehren derzeit pro Stunde zwischen Schaffhausen und Herblingen. Doch der Teufel steckt im Detail. Da der neue Perron nur rund zwei Meter breit ist, dürfen gemäss Richtlinien des Bundes gar nicht so viele Menschen dort aussteigen, wie in eine S-Bahn-Komposition passen.
Probleme wie dieses kann der FC Schaffhausen nicht in Eigenregie lösen. Neben dem Club ist die Baufirma «Metha Bau» involviert, die das Stadion baut. Unter ihrer Führung wird das Konzept ausgearbeitet. Daneben sind Stadt und Kanton Schaffhausen involviert, die SBB, die das Rollmaterial zur Verfügung stellen soll, die Deutsche Bahn, welcher der Bahnhof gehört, die Polizei, welche auf Basis des Konzepts ihr jeweiliges Einsatzdispositiv plant. Alle haben Interessen, die wohl nicht immer vereinbar sind. Die meisten Parteien wollen sich derzeit nicht zu den laufenden Verhandlungen äussern.
Albin Sigrist, Leiter der städtischen Bau- und Feuerpolizei, sagt aber, er rechne damit, dass man am Bahnhof bauliche Massnahmen treffen müsse. Ausserdem werde derzeit geprüft, ob neben Zügen auch Gelenkbusse der VBSH eingesetzt werden können.
VBSH-Direktor Bruno Schwager hingegen wünscht sich, dass der Fantransport «möglichst über die Züge» laufe. Busse sieht er eher als punktuelle Ergänzung.
Der Koordinator öffentlicher Verkehr des Kantons, Herbert Glatt, wiederum sagt, man komme mehr und mehr von Sonderzügen ab und wolle sich «eher auf Busse» fokussieren.
Die Zeit wird knapp
Worin sich alle einig sind: Die Zeit drängt. Es gibt zwar keine Deadline, aber angenommen, beim Bahnhof muss noch gebaut werden, müssten diese Bauarbeiten demnächst beginnen. Albin Sigrist sagt, der Lipo-Park müsse nun von den Behörden «prioritär» behandelt werden, damit bald eine Lösung für das Transportproblem gefunden werden kann.
Die Beteiligten geben zwar alle zu Protokoll, sie rechneten damit, dass es bis zum ersten Spiel «noch reiche». Trotzdem werden bereits Notfallszenarien geprüft. Eines davon sieht vor, dass der FC Schaffhausen das neue Stadion Anfang 2017 nicht wie angekündigt eröffnen kann und zum Beginn der Rückrunde noch auf der Breite spielen muss.
Die Verantwortlichen schweigen sich aus. Stefan Forster, der bei der «Metha Bau» für den Lipo-Park verantwortlich ist, hat auf diverse telefonische und schriftliche Anfragen der «az» nicht reagiert. Marco Fontana, der Geschäftsführer des FC Schaffhausen, schrieb, er werde der «az» nach dem Artikel über das «Fanproblem des FCS» (siehe Ausgabe vom 6. Oktober) keine Auskunft mehr geben.